Corona-Pandemie: So lüften Sie richtig
Die korrekte Belüftung von Innenräumen steht in Zeiten von Corona stark im Fokus. Experten sind sich einig, dass eine geeignete Lüftungsstrategie das Infektionsrisiko in Büros, Klassenzimmern und Arztpraxen reduziert. In diesem Ratgeber gehen wir auf die Herausforderungen beim Lüften ein. Zudem geben wir Ihnen praxisnahe Informationen zur Bestimmung der Lüftungsintervalle, CO2-Messgeräten, Luftreinigern und Lüftungsanlagen. Informieren Sie sich hier über das optimale Lüften während Corona.
Inhaltsverzeichnis
Corona und Lüften: So wichtig ist der Luftaustausch
Virologen haben herausgefunden, dass die Corona-Ansteckung durch Aerosole in Innenräumen einen Hauptübertragungsweg darstellt.1
Was sind Aerosole?
- Bei Aerosolen handelt es sich um kleinste Tröpfchen, die sich als schwebende Partikel in der Raumluft ausbreiten und sich dort stundenlang halten können.
- In stark frequentierten Räumlichkeiten wie Klassenzimmern, Büros oder Arztpraxen steigt das Infektionsrisiko durch Aerosole, wenn der Raum nicht regelmäßig richtig belüftet wird.
Was für das Coronavirus gilt, trifft im Übrigen auch auf normale Erkältungs- oder Grippeviren zu. Diese gibt der Mensch ebenfalls über die natürliche Atmung und das Sprechen an die Luft ab. Als Aerosole breiten sie sich in der Raumluft aus. Das regelmäßige Lüften in Innenräumen ist daher auch unabhängig von der Corona-Pandemie sinnvoll und trägt dazu bei, Gesundheitsrisiken zu reduzieren.
Darüber hinaus ist die regelmäßige Zufuhr von Frischluft gerade in Büros und Schulen wichtig, um den CO2-Gehalt in der Luft auf einem geringen Niveau zu halten und Konzentrationsproblemen vorzubeugen. Die Corona-Debatte rund um die richtige Lüftungsstrategie zeigt: Das Raumklima hat berechtigterweise als maßgeblicher Faktor für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit an Bedeutung gewonnen.
Die aktuellen Corona-Lüftungsregeln im Überblick
Experten empfehlen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, in Innenräumen stets eine ausreichende Frischluftzufuhr durch freie Lüftung von außen zu gewährleisten.2 Konkret bedeutet dies:
- Räume mit mehreren Personen sollten Sie mindestens alle 20 Minuten lüften.
- Ein allgemeingültiger Tipp, der während Corona noch wichtiger ist: Lüften Sie nach Möglichkeit über die gesamte Fensterfläche. Öffnen Sie die Fenster also komplett.
- Lüften Sie jeweils über einen Zeitraum von drei bis zehn Minuten (je nach Witterung und lokaler Gegebenheit).
Ratgeber: Gutes Raumklima
Freie oder technische Lüftung: Der Unterschied
Bei der Diskussion um die richtige Lüftungsstrategie unterscheiden Experten zwischen einer freien und einer technischen Lüftung:
- Freie Lüftung: Als freie Lüftung wird die Zufuhr von Frischluft über die Fenster bezeichnet. Dabei empfiehlt sich im Allgemeinen das Stoßlüften beziehungsweise Querlüften, da Sie hiermit eine große Luftmenge in kurzer Zeit austauschen können.
- Technische Lüftung: Bei der technischen Lüftung wird Außenluft mithilfe eines Ventilators angesaugt, gefiltert und dann dem Innenraum zugeführt. Moderne Lüftungsanlagen versorgen Innenräume kontinuierlich mit sauberer Frischluft.
Technische Lüftungsanlagen stellen durch den kontinuierlichen, geregelten Luftaustausch eine hohe Luftqualität sicher. Moderne öffentliche Gebäude verfügen häufig bereits über eine RLT-Anlage (RLT: raumlufttechnisch), die den Innenräumen Luft zuführt.
In privaten Neubauten heißen die Geräte hingegen kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL). Im Bestandsbau können Sie auch eine Wohnraumlüftung nachrüsten lassen – und zwar am einfachsten als dezentrale Anlage zur raumweisen Luftzufuhr. Zu den verschiedenen Lüftungslösungen und deren Vor- und Nachteile kommen wir im Detail weiter unten.
Herausforderungen beim Lüften: Corona effektiv vorbeugen
Als Präventionsmaßnahme gegen die Verbreitung des Coronavirus ist Lüften sehr wichtig – und das regelmäßig und korrekt. Im Alltag von Schulen, Kitas, Büros und Praxen stoßen die Empfehlungen zum Lüften aber schnell an ihre Grenzen.
Die Herausforderungen beim Lüften im Überblick:
- Nicht in allen Büros, Klassenzimmern oder Arztpraxen lassen sich die Fenster komplett öffnen – gerade in den oberen Stockwerken funktioniert das aus Sicherheitsgründen häufig nur spaltweise.
- Spätestens wenn die Außentemperaturen unter den Gefrierpunkt fallen, nimmt die Bereitschaft zum regelmäßigen Lüften ab. Durch das häufige Lüften fällt bei kalten Außentemperaturen auch die Innentemperatur, was gerade fensternah platzierte Personen stören kann.
- Das vorschriftsmäßige Lüften im Abstand von 20 Minuten erfordert viel Disziplin. Es ist zu befürchten, dass die Bereitschaft zum Lüften mit der Zeit abnimmt.
- Durch das häufige Lüften geht viel Energie verloren. Auch wenn das Zimmer beim Stoßlüften nicht komplett auskühlt, macht sich das Lüften in der Energie- und Umweltbilanz des Gebäudes bemerkbar.
- Die Effektivität der Stoßlüftung hängt sehr stark ab von den Umgebungsbedingungen wie dem Temperaturunterschied zwischen außen und innen sowie den Windverhältnissen.
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Tipps rund um das richtige Lüften in Zeiten von Corona
Damit die Bereitschaft zum Lüften in Corona-Zeiten nicht nachlässt, haben wir Ihnen einige praktische Alltagstipps für Büros, Klassenzimmer, Kitas und andere Einrichtungen zusammengestellt:
- Lüftungsintervalle bestimmen: Nutzen Sie zur Bestimmung der richtigen Lüftungsintervalle einen praktischen Online-Rechner wie den der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN). Hier können Sie aus Parametern wie der Raumgröße, der im Raum befindlichen Personen und der jeweiligen Tätigkeit berechnen, wie häufig Sie lüften müssen.
- Nicht zum Flur querlüften: In vielen Fällen ist das vorschriftsmäßige Querlüften nicht möglich, da die gegenüberliegende Zimmerseite kein Fenster hat. Damit die Viren aus dem Raum nicht in den Flur gelangen, sollte die Tür in diesem Fall geschlossen bleiben.
- Kippstellung: Lüften mit dauerhaft gekipptem Fenster ist aus energetischen Gründen nicht sinnvoll. In Zeiten von Corona ist lüften in Kippstellung laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin aber eine gute Ergänzung.3 Durch die Kippstellung können Sie zumindest einen moderaten Luftaustausch sicherstellen. Allerdings ist es nicht annähernd so effektiv wie Stoßlüften oder eine Frischluftanlage. Zur effektiven Verringerung des Ansteckungsrisikos mit Corona lüften Sie also auf jeden Fall regelmäßig über komplett geöffnete Fenster – oder installieren ein Lüftungsgerät.
- CO2-Messgerät: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen der CO2-Konzentration und dem Corona-Ansteckungsrisiko gibt.4 So deutet eine hohe Konzentration an Kohlenstoffdioxid darauf hin, dass auch die Aerosolkonzentration im Raum erhöht ist. Mit einem CO2-Messgerät behalten Sie die Luftqualität im Auge und wissen, wann Sie lüften sollten.
Welche Methode beim Lüften ist während Corona die beste? Gekippte Fenster tauschen nur einen Teil der Raumluft aus. Geöffnete Fenster sind hingegen deutlich effektiver. Allerdings steigt die Aerosolkonzentration schnell wieder. Lüftungsanlagen sorgen im Gegensatz für eine stetig gereinigte Raumluft.
KWL, RLT und Luftreiniger: Lösungen für dauerhaft hohe Luftqualität
Aus Sicht des Infektionsschutzes sind technische Lüftungsanlagen die ideale Lösung zur Sicherstellung einer dauerhaft hohen Luftqualität. Lüftungssysteme sorgen dafür, dass die „verbrauchte“ und damit potenziell virenbeladene Raumluft zuverlässig abtransportiert und durch frische Zuluft ersetzt wird. Dadurch bleibt die Aerosolkonzentration im Raum auf einem Minimum.
In größeren Gebäuden und öffentlichen Einrichtungen übernehmen raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) diese Aufgabe. Häufig sind diese Anlagen darüber hinaus in der Lage, die Luft bedarfsgerecht zu be- oder entfeuchten, zu kühlen oder zu erwärmen. Eine integrierte Wärmerückgewinnung sorgt zudem dafür, dass die in der Raumluft enthaltene Energie zur Erwärmung der Frischluft genutzt wird. Dadurch sind Lüftungsanlagen auch noch energetisch effizienter als die Fensterlüftung.
Im Privatbereich ist die Installation einer kontrollierten Wohnraumlüftung empfehlenswert. Eine solche Anlage können Sie wahlweise zentral (vor allem in Neubauten) oder dezentral (vor allem in Bestandsbauten) installieren lassen.
Für Räume, in denen sich größere Menschenansammlungen nicht vermeiden lassen, empfiehlt sich ein Luftreiniger als Ergänzung zum manuellen Lüften während Corona. Ein Raumluftreiniger mit integriertem HEPA-Filter ist in der Lage, auch Viren zu einem großen Teil zuverlässig aus der Luft zu filtern. Studien haben gezeigt, dass sich die Aerosolkonzentration in Innenräumen durch den Einsatz von Luftreinigern erheblich reduzieren lässt.5
Luftreiniger: Sie sind die ideale Ergänzung zum Lüften
Bei Lüftungsanlagen hilft der Experte
Ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist das Lüften von Innenräumen mit mehreren Personen. Die Praxis zeigt aber, dass das Stoßlüften und Querlüften im Alltag schnell an seine Grenzen stößt und eine ausreichende Luftzufuhr nicht immer möglich ist.
Es empfiehlt sich daher, über den Einsatz von modernen technischen Lüftungssystemen wie RLT-Anlagen für öffentliche Gebäude und Wohnraumlüftungen für den Privatbereich nachzudenken. Studien haben zudem gezeigt, dass der Einsatz von Raumluftreinigern als kurzfristig realisierbare Ergänzungsmaßnahme zum manuellen Lüften sinnvoll ist.
Wenn Sie mehr über die technischen Möglichkeiten zum Lüften in Corona-Zeiten erfahren wollen, empfehlen wir die Beratung durch einen kompetenten Spezialisten. Hier finden Sie zum Beispiel mehr Informationen über Lüftungsanlagen sowie Luftreiniger und können Kontakt aufnehmen, um sich beraten zu lassen.
1 Robert Koch Institut: Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19