Legionellen vorbeugen: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt
Mit Legionellen ist nicht zu spaßen, denn die im Leitungswasser zum Teil vorkommenden Bakterien können tödlich verlaufende Lungenentzündungen hervorrufen. Wenn baulich alles in Ordnung ist und Sie eine ausreichend hohe Warmwassertemperatur einstellen, reicht das in der Regel als Präventionsmaßnahme aus. Hier können Sie sich im folgenden Artikel einen Überblick verschaffen, wie Sie Legionellen richtig vorbeugen.
Inhaltsverzeichnis
Legionellen: Das können die Folgen sein
Legionellen sind stabförmige Bakterien, die überall auf der Welt im Süßwasser vorkommen. Wissenschaftler haben mehr als 48 unterschiedliche Arten entdeckt, von denen einige Krankheiten auslösen können. Für den Menschen sind die Legionella pneumophila am gefährlichsten, da sie die sogenannte Legionärskrankheit hervorrufen. Die Bezeichnung Legionärskrankheit kommt daher, weil die Krankheit erstmalig 1976 bei einer Tagung von US-amerikanischen Kriegsveteranen in Philadelphia aufgetreten ist.
Was ist die Legionärskrankheit?
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Bei der Legionärskrankheit handelt es sich um eine schwere Lungenentzündung, die im schlimmsten Verlauf sogar zum Tode führen kann.
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In Deutschland ist die Legionärskrankheit meldepflichtig.
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In der jüngsten Vergangenheit wurden zwischen 1.000 und 1.500 Fälle im Jahr gemeldet.1
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Bei Menschen ohne Vorerkrankungen verläuft die Krankheit in 10 bis 15% der Fälle tödlich.
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Menschen mit Lungenerkrankungen und Raucher sind noch viel stärker gefährdet: Mehr als zwei Drittel dieser Personengruppen überleben eine Infektion mit den Bakterien nicht.
Wo können Legionellen entstehen?
Um diese schwere Lungenentzündung auslösen zu können, müssen die Legionellen tief in die Lunge gelangen. Das können sie nur in Form eines Aerosols, also einer sehr feinen Verteilung von Wassertröpfchen in der Luft.
- Ein solches Aerosol entsteht zum Beispiel in der Dusche am Duschkopf.
- An einem normalen Wasserhahn ist die Aerosolbildung geringer, aber auch dort können sich feine Wassertröpfchen in der Luft bilden.
- Luftbefeuchter und Klimaanlagen verursachen ebenfalls Aerosole.
- In Freizeitbädern mit Whirlpools, künstlichen Wasserfällen, Fontänen und Rutschen entsteht ebenso eine Menge dieser Wassertröpfchen.
Legionellen vorbeugen: Ihre Möglichkeiten
Wenn Sie mit Legionellen kontaminiertes Wasser trinken, ist die Gesundheitsgefahr gering. Aber einige Arten können auch Herz- oder Nierenentzündungen verursachen und Wunderkrankungen auf der Haut hervorrufen.
Auch wenn Antibiotika gut gegen eine Infektion mit Legionellen wirken und die Anzahl der Erreger im Wasser normalerweise so gering ist, dass keine Ansteckungsgefahr besteht, ist mit ihnen nicht zu spaßen. Umso wichtiger ist es, alles zu tun, um Legionellen vorzubeugen.
Legionellen mit der richtigen Wassertemperatur vorbeugen
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Legionellen überleben, wenn die Wassertemperatur bei 30 bis 50°C liegt.
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In diesem Temperaturbereich fühlen sich die Legionellen so richtig wohl und vermehren sich explosionsartig.
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Ab 50°C wachsen die Erreger kaum noch.
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Bei 55°C stoppt die Vermehrung.
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Ab 60°C sterben die Bakterien langsam ab.
Stehendes, warmes Wasser vermeiden
Gefährlich wird es daher, wenn größere Wassermengen lange bei 30 bis 50°C lagern, ohne dass neues, kaltes Frischwasser zum Austausch nachströmt. Das kann in Trinkwasserspeichern oder Rohrleitungen der Fall sein, wenn über einen längeren Zeitraum hinweg niemand warmes Wasser zapft. Problematisch sind zum Beispiel Stichleitungen und Wohnungen, die längere Zeit leer stehen.
Großanlagen: Legionellen-Vorbeugung vorgeschrieben
Auch wenn es sinnvoll ist, Legionellen vorzubeugen, ist die Gefahr für den normalen Wohnbereich nicht zu dramatisieren. Größere Epidemien gingen in der Vergangenheit meist von schlecht gewarteten Klimaanlagen aus. Oft handelte es sich dabei um Großanlagen wie Hotels, gelegentlich Pflegeheime oder Bürgerzentren.
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Daher sind Eigentümer von größeren Wohngebäuden, aber auch Betreiber von Kindergärten und Pflegeheimen, gesetzlich verpflichtet, regelmäßig Proben aus den Wasserleitungen zu entnehmen. Diese Proben überprüft dann ein Labor und stellt fest, ob darin Legionellen enthalten sind. Diese Verpflichtung aus der Trinkwasserverordnung betrifft alle Großanlagen mit Trinkwasserspeichern, die mehr als 400 Liter enthalten und/oder deren Wasservolumen in einer Rohrleitung zwischen dem Trinkwassererwärmer und dem Wasserhahn größer als drei Liter ist.2
Im Eigenheim: 60°C bringen Sicherheit gegen Legionellen
Ein- und Zweifamilienhäuser sind von dieser Regel nicht betroffen. Für diese Gebäude gibt es keine gesetzlichen Vorschriften, um Legionellen vorzubeugen. Dennoch empfehlen die Experten des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DGVW), auch bei diesen Gebäuden Präventionsmaßnahmen zu ergreifen. Eine Empfehlung lautet, dass die Bewohner den Inhalt ihres Trinkwasserspeichers auf 60°C aufheizen. Das ist aber nur eine Empfehlung, niedrigere Temperaturen sind erlaubt.
Höhere Vorlauftemperaturen minimieren Effizienz
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Leider ergibt sich aus dieser Empfehlung ein Konflikt zwischen Effizienz und Gesundheitsschutz.
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Für die Effizienz moderner Heizsysteme sind niedrige Vorlauftemperaturen optimal.
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Aber auch der Wirkungsgrad von Solarthermieanlagen ist bei niedrigeren Temperaturen deutlich höher.
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Hinzu kommt, dass geringe Temperaturen die Wärmeverluste der gesamten Heizung minimieren.
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Eigentlich reichen 45°C für eine Dusche völlig aus. Diese Temperatur wäre für die Effizienz der Heizung optimal.
In folgendem lesen Sie, wie Sie Ihre Gesundheit schützen, ohne auf ein effizientes Heizsystem zu verzichten.
Trinkwarmwasserspeicher nicht überdimensionieren
Sinnvoll ist es auf jeden Fall, den Trinkwasserspeicher nicht zu groß zu dimensionieren. Das gesamte Volumen des Speichers sollte innerhalb von zwei Tagen ausgetauscht sein. Eine sparsame vierköpfige Familie, die mit 40 Litern Warmwasser pro Person am Tag auskommt, sollte also um die 320 Liter warmes Wasser im Speicher vorhalten.
Wer allerdings eine Solarthermieanlage auf dem Hausdach installiert hat, für den sind 320 Liter zu wenig. Schließlich sollen Sie an sonnigen Tagen möglichst viel der umweltfreundlichen Wärme einfangen, um an bedeckten Tagen immer noch „solares duschen“ zu ermöglichen. Das ist aber kein Problem: Wenn die Sonne kräftig scheint, heizt die Solaranlage den Speicher schnell auf 60°C und höher auf. Legionellen haben dann keine Chance mehr.
Speichern von warmem Trinkwasser vermeiden
Zur Lösung der Legionellen-Problematik können Sie auch eine Trinkwassererwärmung im Durchfluss installieren lassen. Bei solchen Systemen lagert die Wärme im Pufferspeicher. Das heißt, im Speicher befindet sich Heizungswasser und kein Trinkwasser. Wenn Sie nun die Dusche aufdrehen, strömt das kalte Trinkwasser durch eine sogenannte Frischwasserstation. Hier überträgt ein Wärmetauscher auf hygienische Art und Weise die gespeicherte Wärme aus dem Puffer auf das frische Trinkwasser.
Bei dieser gut erprobten Technik gibt es praktisch nie stehendes, warmes Wasser. Nur ein sehr kleines Volumen bleibt nach dem Ende der Dusche in dem Wärmetauscher und kühlt sich dort schnell ab, bevor Legionellen mit dem Wachstum beginnen können. Solche Systeme sind besonders energiesparend, da sie unnötig hohe Temperaturen vermeiden.
Manche Experten halten auch eine Entkalkungsanlage für sinnvoll. Denn entkalktes Wasser soll weniger Nährstoffe enthalten und dadurch das Wachstum von Bakterien wie Legionellen stoppen. Bei einem guten Temperaturmanagement sollte eine Entkalkung speziell für diesen Zweck aber nicht unbedingt notwendig sein.
Tote Leitungsenden abbauen
Stichleitungen im Warmwassernetz sind eine potenzielle Gefahr. Vielleicht war einmal ein Ausbau geplant oder ein weiteres Bad soll später hinzukommen. Eine Warmwasserleitung existiert folglich bereits und endet in der Wand. So eine tote Leitung bietet optimale Bedingungen für Legionellen. Wassertemperaturen um die 30°C sind schnell erreicht und der Wasseraustausch ist minimal. Sie sollten solche nicht genutzten Leitungen deshalb entleeren und von der Wasserversorgung trennen lassen.
Heizungsbauer finden
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Legionellen während des Urlaubs vorbeugen
Aufpassen sollten Sie, wenn Sie keine Frischwasserstation haben und nach längerer Abwesenheit, zum Beispiel nach dem Urlaub, wieder nach Hause kommen. In der Regel wird die Heizung dann nicht durchgehend den Trinkwasserspeicher auf 60°C gehalten haben. Das wäre eine große Energieverschwendung.
Deshalb sollten Sie nun den Speicher kurzzeitig auf mindestens 60°C, besser aber auf 70°C aufheizen, um eventuell entstandene Legionellen abzutöten. Anschließend spülen Sie alle Warmwasserleitungen ein paar Minuten mit heißem Wasser durch. Danach können Sie wieder die normale Warmwassertemperatur einstellen.
Auch in Hotels und Ferienwohnungen kann es nicht schaden, nach der Anreise die Warmwasserleitungen und besonders die Dusche einige Minuten durchzuspülen. Doch Vorsicht: Auf keinen Fall die Wasserdämpfe einatmen.
Vorbeugende thermische Desinfektion
- Häufig empfehlen Experten auch, den Speicher regelmäßig auf 70°C aufzuheizen.
- Viele Heizungsregelungen enthalten deshalb eine automatische Legionellenschutzfunktion, die Sie wahlweise aktivieren können.
- Alternativ bietet sich wie weiter oben beschrieben eine Frischwasserstation an.
Kaltwasserleitungen nicht vergessen
Aktuelle Forschungen von Wissenschaftlern der Technischen Universität Dresden haben allerdings Zweifel daran aufgeworfen, ob es sinnvoll ist, den Speicher regelmäßig auf 70°C aufzuheizen:3
- Die Forscher haben mehr als 100 Mehrfamilienhäuser untersucht.
- Der überraschende Befund: In einigen Gebäuden mit 70°C heißem Speicherwasser konnten sie Legionellen in Mengen nachweisen, die die Grenzwerte überschritten.
- Auch bei 60°C heißem Speicherwasser gab es vereinzelte positive Befunde.
- Hingegen gab es in keinem der Gebäude erhöhte Legionellenkonzentrationen, in denen die Warmwassertemperatur nur 55°C betrug.
- Bei den positiven Befunden befanden sich die Legionellen aber nicht in der Warmwasserleitung, sondern tummelten sich in der Kaltwasserleitung.
- Warum? In vielen Häusern laufen alle Versorgungsleitungen durch einen Schacht. Dann liegen die warmen Rohre direkt neben den kalten. Das führt schnell dazu, dass sich die Kaltwasserrohre auf 30°C und mehr aufheizen. Betrifft das tote Enden oder selten benutze Leitungen, finden Legionellen optimale Bedingungen vor.
Schimmel vorbeugen mit gutem Raumklima
Wichtig ist es daher, dass warme Leitungen durch eine Dämmung von Kaltwasserleitungen abgetrennt sind. Das betrifft nicht nur die warme Trinkwasserleitung, sondern auch die Heizkreise und ganz besonders die zeitweise sehr heißen Rohre einer Solarthermieanlage.
Sowieso müssen alle warmen Leitungen nach den aktuellen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (früher Energieeinsparverordnung, EnEV) gedämmt sein. Das hilft maßgeblich dabei, Energie zu sparen. Und nur dann ist sichergestellt, dass Sie auch in den Kaltwasserleitungen kritischen Konzentrationen von Legionellen richtig vorbeugen.
Legionellen bekämpfen: Das kann helfen
Wenn in einem Gebäude eine Probe auf Legionellen in den Warmwasserleitungen positiv ausfällt, ist rasches Handeln angesagt.
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Thermische Desinfektion
Bei der thermischen Desinfektion muss 70°C heißes Wasser mindestens drei Minuten lang durch alle Warmwasserleitungen und -hähne strömen, um die Bakterien abzutöten.
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Chemische Desinfektion
Als Alternative zur thermischen Bekämpfung gibt es auch die chemische Desinfektion. Aggressive Substanzen wie Chlor, Ozon oder Wasserstoffperoxid töten alles Leben in den Rohrleitungen ab. Sind einmal Legionellen aufgetreten, empfehlen die Dresdner Forscher, dass der Speicher danach immer mindestens eine Temperatur von 60°C einhält.
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UV-Licht
Auch eine Bestrahlung mit UV-Licht hilft. Darum besteht die Möglichkeit, eine UV-Desinfektionsanlage in der Zirkulationsleitung zu installieren, um Legionellen zu entfernen. Eine kostspielige, aber wirkungsvolle Methode zur Vorbeugung von Legionellen ist eine Ultrafiltration. Ein Ultrafilter hat so kleine Poren, dass Legionellen nicht hindurchpassen. Setzt ein Heizungsbauer so einen Mikrofilter in den Kaltwasserzulauf, ist das ganze Haus geschützt.
Auf Durchfluss setzen und Legionellen damit vorbeugen
Die Gefahr einer Infektion mit Legionellen in den eigenen vier Wänden ist in Deutschland äußerst gering. Die Systeme zur Warmwasserbereitung im Einfamilienhaus bieten den gefährlichen Bakterien nur selten Ausbreitungsmöglichkeiten. Wer aber auf Nummer sicher gehen will, sollte zum Beispiel eine Warmwasserbereitung mit einem Durchlaufsystem installieren. Sogenannte Frischwasserstationen bieten ein Höchstmaß an Sicherheit. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass die Kaltwasserleitungen nicht direkt mit warmen Leitungen in Kontakt kommen.
Die folgende Tabelle zeigt Ihnen nochmals, mit welchen Temperaturen Sie Legionellen richtig vorbeugen:4
Temperaturbereich
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Wirkung auf Vermehrung
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bis 20°C
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sehr langsame Vermehrung
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ab 20°C
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Vermehrungsrate steigt
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30°C bis 45°C
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optimale Vermehrung
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ab 50°C
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kaum noch Vermehrung
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ab 55°C
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keine Vermehrung mehr möglich
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ab 60°C
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Abtötung der Legionellen
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1 Robert Koch Institut: Epidemiologisches Bulletin, 17. Januar 2019 / Nr. 3
2 Gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 551 (DVGW = Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.)