Ist eine Nachtabsenkung bei der Fußbodenheizung sinnvoll?

Tagsüber heizen und in der Nacht die Temperatur drosseln und Geld sparen: Auf den ersten Blick scheint eine Nachtabsenkung der Fußbodenheizung sinnvoll. Doch ist sie das wirklich? Die Nachtabsenkung ist keine Pflicht, aber in allen neuen Wärmeerzeugern bereits einprogrammiert und im Energieausweis berücksichtigt. In diesem Artikel erfahren Sie, ob die Nachtabsenkung einer Fußbodenheizung tatsächlich Ihren Geldbeutel und die Umwelt schont und wann sie sich lohnt.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist die Nachtabsenkung der Fußbodenheizung?
  2. Besonderheiten der Funktionsweise einer Fußbodenheizung
  3. Ist eine Nachtabsenkung der Fußbodenheizung sinnvoll?
  4. Mögliche Auswirkungen einer Nachtabsenkung
  5. Fazit: Nachtabsenkung der Fußbodenheizung ist in manchen Situationen sinnvoll
Nachtabsenkung Fußbodenheizung: Füße in Pantoffeln auf Holzfußboden

Was ist die Nachtabsenkung der Fußbodenheizung?

Eine Nachtabsenkung der Fußbodenheizung beschreibt die gezielte Absenkung der Raumtemperatur durch die Heizung über Nacht. Das bedeutet, dass die Anlage in einer festgelegten Zeit (meist zwischen 22 Uhr und 6 Uhr) die Heizleistung reduziert und dementsprechend auch die Zimmer weniger beheizt. Das Ziel ist, Energie zu sparen. Doch genau dieser Punkt ist umstritten. Denn die Räume, die in der Nacht auskühlen, müssen Sie am nächsten Morgen für ein angenehmes Raumklima natürlich wieder erwärmen.

Besonderheiten der Funktionsweise einer Fußbodenheizung

Erwärmen Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung mithilfe einer Fußbodenheizung, sind einige Besonderheiten zu beachten. Normale Heizkörper können Sie über Heizkörperthermostate einstellen. Diese verteilen bereits nach kurzer Zeit Wärme, indem heißes Heizungswasser durch sie hindurch strömt. Der klassische Heizkörper gibt über seine Flächen Konvektionswärme ab, welche die Raumluft relativ schnell erhitzt. Anders bei der Fußbodenheizung: Drehen Sie hier am Raumthermostat, passiert zunächst gefühlt nichts. Dies liegt am Aufbau einer Fußbodenheizung.

Nachtabsenkung Fußbodenheizung: Fußboden AufbauGrafik
Ihr Fußboden besteht aus mehreren Schichten. Planen Sie daher genügend Vorlaufzeit ein bei der Nachtabsenkung Ihrer Fußbodenheizung.

Der Aufbau einer Fußbodenheizung

Betätigen Sie das Raumthermostat, fließt warmes Wasser durch die in der Matte befestigten Heizungsrohre der Fußbodenheizung. Diese geben die Wärme an den darüberliegenden Estrich ab, der den Fußbodenbelag und in der Folge auch die Raumluft erwärmt. Der Dämmstreifen an der Wand und die Wärme- und Trittschalldämmung unterhalb der Heizungsrohre sind notwendig, um die Wärme im Raum zu halten. Der Zeitraum, in dem die Wärme durch den Fußboden dringt, nennt sich Aufwärmphase.

Bei Heizkörpern können Sie die Raumtemperatur drosseln, indem Sie die Thermostate herunterdrehen. Sofort stoppt die Durchströmung des Heizkörpers mit warmem Heizungswasser. Dadurch kühlt dieser schnell fühlbar ab. Betätigen Sie die Raumthermostate einer Fußbodenheizung, fließt auch hier kein warmes Wasser mehr durch die eingebetteten Heizungsrohre. Allerdings hat sich der Estrich während der Heizphase erwärmt und strahlt die gespeicherte Wärme weiterhin aus. Dadurch kühlt der Raum nur langsam ab. Dieser Zeitraum heißt Abkühlungsphase.

Ist eine Nachtabsenkung der Fußbodenheizung sinnvoll?

Ob sich eine Nachtabsenkung der Fußbodenheizung in Ihrem Fall wirklich lohnt, hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Temperaturunterschied der Nachtabsenkung
  • Aufheizphase nach der Nachtabsenkung
  • Aufwärm- und Abkühlungsphase der Fußbodenheizung
  • Wandaufbau des Gebäudes
  • Nennleistung der Heizung

Benötigte Aufheizphase, je nach auszugleichendem Temperaturunterschied

Die Effizienz einer Nachtabsenkung der Fußbodenheizung ergibt sich aus der Einsparung über Nacht minus der benötigten Zusatzleistung der Aufheizphase. Das ist die Leistung, die das Heizsystem benötigt, um den entstandenen Temperaturunterschied durch die Nachtabsenkung wieder auszugleichen.

Heizsysteme mit großen Flächenheizungen arbeiten mit einer relativ geringen Vorlauftemperatur im Vergleich zu Systemen mit Heizkörpern. Daher kann die Aufheizphase hier auch etwas länger in Anspruch nehmen.

Berücksichtigung der Aufwärm- und Abkühlungsphase

Durch die langen Aufwärm- und Abkühlungsphasen reagiert eine Fußbodenheizung träge: Sie können kurzfristig nicht so gut auf Schwankungen oder gewünschte Veränderungen reagieren. Daher ist es beim Heizen wichtig, die Aufheiz- und Abkühlungsphasen zu berücksichtigen.

Ein Beispiel für die Trägheit von Flächenheizungen

  • Kommen Sie um 16 Uhr nach Hause und der Raum soll warm sein, dann muss die Fußbodenheizung wahrscheinlich schon gegen 14 Uhr anspringen.

  • Andersherum ist es genauso: Wenn Sie um 22 Uhr schlafen gehen, kann die Fußbodenheizung um 20 Uhr aufhören zu heizen.

  • Es findet also eine Verschiebung der Heizperiode zur Raumnutzung statt. Das verzögerte, träge Verhalten der Fußbodenheizung hat einen Einfluss auf die Nachtabsenkung.

Stellen Sie die Temperatur der Fußbodenheizung erst zu Beginn der gewünschten Nachtabsenkung herunter, gibt das Heizsystem in der Abkühlungsphase weiterhin Wärme in den Raum ab. Die Auskühlung des Raumes verzögert sich also um eine gewisse Zeit. Dies kann ein Vorteil sein, da die Raumtemperatur nach der Nachtabsenkung nicht so stark abgesunken ist und Sie daher weniger Energie benötigen, um die gewünschte Raumtemperatur am Tage wieder zu erreichen. Ein Nachteil ist, dass sich die Wiederaufwärmzeit durch die Aufheizphase nach vorne verschiebt. Die effektive Nachtabsenkung ist bei einer Fußbodenheizung also kürzer als bei Heizkörpern.

Wandaufbau des Gebäudes

Der Wandaufbau Ihres Gebäudes hat einen großen Einfluss auf die Nachtabsenkung Ihrer Fußbodenheizung. Denn von ihm hängt ab, wie stark der Raum über Nacht auskühlt. Als Vergleichswert dient der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert). Dieser gibt an, wie viel Wärme durch die Wand an die Umgebung entweicht. Die Grundlage des U-Wertes ist der zweite Hauptsatz der Thermodynamik. Dieser Hauptsatz besagt, dass Wärme immer von einem Körper höherer Temperatur zu einem kälteren Körper übergeht. So auch bei Gebäuden: Die Raumwärme gelangt durch die Außenwand an die kühlere Umgebungsluft. Das passiert umso schneller, je größer der Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur ist.

In einem Gebäude, das dem KfW Effizienzhaus 75 entspricht, ist der Wärmeverlust durch die Außenwand allerdings sehr gering. Der Grund dafür ist die gute Dämmung. Während der Nachtabsenkung der Fußbodenheizung sinkt die Raumtemperatur demzufolge nur um wenige Grad Celsius. In der Aufheizphase muss das Heizsystem also nur einen geringen Temperaturunterschied ausgleichen. Bei Gebäuden mit einem KfW-Effizienzhausstandard ist der Spareffekt durch die Nachtabsenkung nur sehr gering, da Sie durch die gute Außenwanddämmung sowieso nur sehr wenig Energie verlieren.

Ist Ihr Haus hingegen schlecht gedämmt, dann kühlen die Räume viel schneller aus. In diesem Fall benötigt die Fußbodenheizung in der Aufheizphase deutlich mehr Energie, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen. Bei älteren, schlecht gedämmten Gebäuden, die über einen Heizkessel die Wärme erzeugen und diese anschließend über Heizkörper an die Räume abgeben, ist eine Nachtabsenkung daher schon eher sinnvoll.

Beträgt die Absenkung nur wenige Grad Celsius, lässt sich der Brennstoffverbrauch um bis zu 5% verringern und es treten keine unerwünschten Nebeneffekte auf. Senken Sie die Temperatur noch weiter, sparen Sie zunächst zwar mehr Energie, aber können die Räume auch nicht so schnell wieder erwärmen.

Praxistipp: Nachtabsenkung bei der Wärmepumpe

  • Nutzen Sie eine Wärmepumpe, ist von einer starken Nachtabsenkung abzuraten, da die Effizienz der Wärmepumpe während der Aufheizphase sinkt. Dies liegt daran, dass sie eine erhöhte Vorlauftemperatur benötigt, um die Räume schneller wieder zu erwärmen.

  • Auf eine Nachtabsenkung der Fußbodenheizung sollten Sie insbesondere bei Luft/Wasser-Wärmepumpen verzichten, weil die zusätzlich benötigte Wärme in der Aufheizphase fast immer der integrierte elektrische Heizstab produziert. Da Sie dabei verhältnismäßig viel Strom benötigen, verpufft die Einsparung durch die Nachtabsenkung schnell.

Mögliche Auswirkungen einer Nachtabsenkung

Durch eine Nachtabsenkung der Fußbodenheizung steigt das Risiko für Schimmelbildung. Dazu kann es kommen, wenn Sie die Raumtemperatur stärker absenken und in der Folge an den kältesten Stellen im Raum der Taupunkt unterschritten wird.

Eine Nachtabsenkung der Fußbodenheizung kann eventuell auch Auswirkungen auf Ihr Mauerwerk haben. Grundsätzlich kühlt das Mauerwerk in der Nachtabsenkung aus, da es die gespeicherte Wärme an die Außenluft abgibt. Wie weit das Mauerwerk abkühlt, hängt wiederum mit dem Aufbau der Außenwände zusammen und ist daher immer unterschiedlich.

Die eingebaute Dämmung, beziehungsweise der Dämmstoff zwischen dem Ziegelmauerwerk und dem Außenputz verhindert eine schnelle Wärmeabgabe nach außen. Ein Mauerwerk mit integrierter Dämmung kühlt nicht so schnell aus. Ist Ihr Mauerwerk hingegen schlecht gedämmt und dadurch zu kalt, fördert dies die Schimmelbildung.

Um den Schimmel an der Innenwand zu verhindern, ist es wichtig zu verstehen, wie er entsteht. Die Ursache ist meist eine Sättigung der Luft, wobei der Taupunkt unterschritten wird. Dadurch kann sich an der Innenwand Tauwasser absetzen – der ideale Nährboden für Schimmel.

Grundlegend kann man sagen, dass warme Luft mehr Feuchtigkeit speichern kann als kalte Luft. Bei 0°C kann ein Kubikmeter Raumluft nur zirka fünf Gramm Wasser aufnehmen, bei einer Lufttemperatur von 20°C aber schon mehr als das Dreifache. Reduzieren Sie die Raumtemperatur in der Nacht also bewusst von 23°C auf 10°C, sinkt die Speicherkapazität von zirka 19 g/m³ auf nur noch rund 9,4 g/m³. Dadurch steigt die Schimmelgefahr besonders nachts, begünstigt durch die Auskühlung des Mauerwerkes. Deshalb sollte die Nachtabsenkung der Fußbodenheizung nicht so extrem ausfallen.

Um Schimmel vorzubeugen, sollten Sie außerdem unbedingt regelmäßig stoßlüften. Da Sie das sicherlich nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit tun, kann eine automatisierte Lüftungsanlage helfen. Welche Unterschiede Sie in den jeweiligen Jahreszeiten beachten sollten, erfahren Sie in unseren Artikeln „Richtig lüften im Winter: Energie sparen, Schimmel vermeiden“ und „Richtig lüften im Sommer: Abkühlen statt Auskühlen“.

Fazit: Nachtabsenkung der Fußbodenheizung ist in manchen Situationen sinnvoll

Die Nachtabsenkung der Fußbodenheizung ist also manchmal, aber nicht in jedem Fall sinnvoll. Bei älteren Gebäuden, die schlechter gedämmt sind, können Sie durch die Nachtabsenkung Energie sparen. Beachten Sie bei der trägen Fußbodenheizung, dass Sie sowohl abends als auch morgens genügend Vorlaufzeit einplanen.

Für neuere, gut gedämmte Gebäude ist eine Nachtabsenkung hingegen nicht unbedingt empfehlenswert. Sie führt hier zu keiner nennenswerten Einsparung. Dennoch wird sie im Energieausweis berücksichtigt und deshalb auch in vielen neuen Gebäuden umgesetzt.  

Bei der Beantwortung der Frage, ob eine Nachtabsenkung der Fußbodenheizung für Ihre Wohnung oder Ihr Haus sinnvoll ist, sollten Sie deshalb relevante Faktoren wie die thermische Trägheit sowie Aufwärm- und Abkühlungsphase berücksichtigen.

Vor- und Nachteile einer Nachtabsenkung der Fußbodenheizung zusammengefasst

Pro

  • Geringere Auskühlung durch die thermische Trägheit der Fußbodenheizung

  • Einsparung von bis zu 5% der Energiekosten

Contra

  • Berücksichtigung der längeren Aufwärm- und Abkühlungsphasen

  • Längere Aufheizphase nach der Nachtabsenkung als bei einem Heizkörper durch eine geringere Vorlauftemperatur

  • Bei zu geringer Raumtemperatur steigt die Gefahr von Schimmelbildung im Raum

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