Sparsam und nachhaltig heizen im Altbau

Heizungen verbrauchen viel Energie: Die Beheizung der Wohnung und die Aufbereitung von Warmwasser nimmt mit 70% den Löwenanteil des Energieverbrauchs privater Haushalte ein. Im Jahr 2020 gab ein Haushalt durchschnittlich 1.678 Euro für die Energieversorgung aus1. Und je älter das Gebäude und die Geräte, desto höher natürlich die Kosten. Ob einfache Heiztipps, Dämmung erneuern oder Heizung austauschen: Wir zeigen, wie Sie im Altbau Ihre Heizkosten deutlich senken.

Inhaltsverzeichnis

  1. Großer Modernisierungsbedarf im Gebäudebestand
  2. Energetische Eigenschaften von Altbauten
  3. Besonders im Altbau entscheidend: Ihr Heizverhalten
  4. So optimieren Sie die bestehende Heizung im Altbau
  5. Moderne Technologien für das Heizen im Altbau
  6. Förderangebote für das Heizen im Altbau prüfen
Sparsam und nachhaltig heizen im Altbau: altes Wohngebäude

Teilweise reichen vergleichsweise kleine Vorkehrungen. In manchen Fällen machen Sie aber das beste Geschäft, wenn Sie sich für eine konsequente energetische Sanierung entscheiden. Dieser Beitrag ist der Ausgangspunkt für Ihr persönliches Sparprogramm beim Heizen im Altbau.

Großer Modernisierungsbedarf im Gebäudebestand

Ein Haus aus den 1940er Jahren benötigt zirka doppelt so viel Energie wie ein vergleichbares Gebäude mit Baujahr ab 20002. Das zeigt, wie sehr sich die Baustandards in den letzten Jahrzehnten verändert haben. Gut die Hälfte der deutschen Wohngebäude wurden vor 1970 gebaut3. Ein beachtlicher Anteil dieser älteren Gebäude wurde zwar mittlerweile teil- oder vollsaniert. Doch die Übersicht verdeutlicht: Bei vielen Altbauten steht eine vollständige energetische Sanierung noch aus.

Es lässt sich aber auch eine positive Botschaft ablesen: Bereits durch geringfügige Modernisierungsmaßnahmen können Sie den Energieverbrauchskennwert Ihres alten Hauses deutlich senken und dadurch dauerhaft Heizkosten sparen.

Heizen Altbau: Modernisierungszustand Grafik
Um im Altbau effizient heizen zu können, sollten Sie auf jeden Fall über den Modernisierungszustand Ihres Gebäudes Bescheid wissen. Während Gebäude von vor 1979 meist zumindest etwas modernisiert worden sind, wurden neuere Gebäude häufig gar nicht modernisiert.

Neben dem Zustand der Gebäudehülle ist die Heizanlage entscheidend für Ihre laufenden Kosten für Raumwärme und Warmwasser. Nach wie vor bringen die fossilen Energieträger Öl und Gas gut drei Viertel der bestehenden Gebäude auf Temperatur4. Zweifellos arbeiten in vielen Gebäuden bereits moderne Brennwertanlagen – doch trotz gesetzlicher Austauschpflichten befinden sich noch viele alte Geräte im Betrieb.

Möchten Sie Geld investieren, um Ihren Altbau mit einer neuen Heizungsanlage und weiteren energetischen Maßnahmen langfristig günstig und umweltverträglich zu heizen, bietet der Markt attraktive Lösungen wie beispielsweise eine Wärmepumpe. Nicht immer müssen Sie ältere Heizungsanlagen gleich austauschen. Auf Dauer ist allerdings eine Heizungsmodernisierung mit erneuerbaren Energien fast immer die beste Option.

Energetische Eigenschaften von Altbauten

Mit Gebäuden verhält es sich wie mit ihren Bewohnern: Alle haben sie ihre Eigenheiten. Dennoch gibt es einige allgemeine Merkmale, die Altbauten von Neubauten abheben. Dabei geht es nicht etwa um Dinge wie den besonderen Charakter alter Fassaden, sondern um die energetischen Qualitäten der Bauwerke.

Schlechte Dämmung

  • Einige Altbauten weisen verhältnismäßig schlecht gedämmte Wände und Fenster auf.

  • Die fehlende oder mangelhafte Dämmung ist dafür verantwortlich, dass ein großer Anteil der Wärme aus dem Wohnraum nach außen verloren geht.

  • Das zeigt sich darin, dass die Innenflächen der Außenwände relativ kühl bleiben.

  • Kondensiert hier warme Luft, kann die entstehende Feuchtigkeit zu Schimmel führen.

  • Sind die betroffenen Wandflächen dann noch durch Möbel oder andere Gegenstände verdeckt, sodass die Luftzirkulation gestört ist, steigt das Schimmelrisiko weiter.

Noch dazu enthalten Gebäude älterer Architektengenerationen zusätzliche Schwachstellen in ihrer Gebäudehülle. Die sogenannten Heizkörpernischen in den Außenwänden, die meist unterhalb der Fenster eingelassen sind, nehmen auch alte, voluminöse Heizkörper auf. Das bietet zwar Freiheiten für die Einrichtung der Räume, schafft aber auch unerwünschte Wärmebrücken. Abhilfe verspricht eine zusätzliche Dämmung.

Hohe Decken

Viele schätzen sie als Alleinstellungsmerkmal von Altbauten: Hohe Decken. Doch diese Besonderheit äußert sich nicht nur in einem besonderen Raumgefühl, sondern oft auch in erhöhten Kosten für das Heizen im Altbau. Denn im Vergleich zu einem Raum gleicher Grundfläche mit den heute üblichen Raumhöhen von 2,5 Metern haben Räume im Bestand mit Deckenhöhen von über 3 Metern einen deutlich höheren Rauminhalt.

Schon allein deswegen benötigen solche Räume mehr Wärmeenergie, um die Wohlfühltemperatur zu halten. Zusätzlich sorgt das physikalische Prinzip der Konvektion dafür, dass warme Luft nach oben steigt. Das Ergebnis ist eine ungleiche Verteilung der Wärme im Raum. Bei den Bewohnern äußert sich das in einer unvorteilhaften Kombination: Wähnt man sich mit dem Kopf in der Karibik, fühlen sich die Füße eher nach Antarktis an.

Veraltete Heiztechnik

  • Öl- und Gasheizungen sind die vorherrschenden Wärmeerzeuger in Bestandsbauten.

  • Bei korrekter Auslegung des Heizsystems und guter Wartung können Sie die zentralen Komponenten durchaus 20 Jahre einsetzen.

  • Doch werden Heizungen gegen Ende ihrer Lebensdauer immer unwirtschaftlicher und unzuverlässiger, sodass ein plötzlicher Defekt droht.

  • Reparaturen lohnen sich dann oft nicht mehr, weshalb ein Austausch der Heizung fällig wird.

  • Nicht zuletzt wegen der deutlich überlegenen Energieeffizienz moderner Heizungen sollten Sie daher rechtzeitig über einen Austausch nachdenken.

Besonders im Altbau entscheidend: Ihr Heizverhalten

Die Voraussetzungen für das Heizen sind im unsanierten Altbau nicht immer ideal. Dennoch können Sie etwas bewirken. Das eigene Heizverhalten ist einer der Punkte, die Sie relativ einfach beeinflussen können. So lassen sich auch im Altbau mit ein paar Tipps und Tricks Heizkosten senken.

Normalerweise ist die natürliche Reaktion auf einen als zu warm oder zu kalt wahrgenommenen Raum der Gang zum Heizkörper. Über das Drehen am Heizkörperthermostat können Sie die gewünschte Zieltemperatur im Raum einstellen. Das Thermostat passt die Durchflussmenge des Heizungswassers selbstständig an, um die eingestellte Temperatur zu halten.

Praxistipp: Konstante Temperaturen

  • Temperaturschwankungen durch häufiges Hoch- und Herunterregeln treiben den Energieverbrauch in die Höhe.

  • Doch gerade im Altbau mit höheren Decken dauert es länger, bis sich Ihre Zieltemperatur im Raum einstellt.

  • Dass der Raum wegen des höheren Luftvolumens träge auf Temperaturveränderungen reagiert, erhöht die Neigung zum wilden Drehen am Thermostat.

  • Heizen Sie Ihren Altbau auf diese Weise, sind hohe Kosten unausweichlich.

  • Um dem zu entgehen, sollten Sie für jeden Raum eine Solltemperatur festlegen und diese möglichst stabil halten.

Solltemperaturen festlegen

Wenn Sie sich bewusst machen, dass nicht jeder Raum dieselbe Temperatur benötigt, haben Sie bereits viel gewonnen. Einen Anhaltspunkt für die Thermostateinstellung gibt die Tabelle mit anerkannten Richtwerten für unterschiedliche Räume. Bei einem herkömmlichen Thermostat mit fünf Stufen entspricht übrigens Stufe drei zirka 20°C Raumtemperatur.

Senken Sie die Raumtemperatur nur um 1°C ab, können Sie den Energieverbrauch um 6% verringern. Ein weiterer Tipp: Lassen Sie die Türen zwischen Räumen mit unterschiedlichen Temperaturen geschlossen, um Temperaturverluste zu vermeiden.

Raum Zieltemperatur
Wohnzimmer
20 bis 22°C
Schlafzimmer
16 bis 18°C
Küche
18 bis 20°C
Badezimmer
24 bis 26°C
Abstellraum, Flur und ähnliches
17 bis 18°C

Zusätzlich können Sie vor dem Zubettgehen die Temperatur in den einzelnen Räumen nach unten regeln. Dabei gilt es aber zwei Dinge zu beachten: Erstens sollte die Temperatur in keinem Raum der Wohnung dauerhaft unter 17°C liegen, da sonst das Schimmelrisiko erheblich ansteigt.

Zweitens sollten Sie bei jeder Absenkung der Temperatur abwägen: Zwar spart die niedrigere Temperatur über Nacht Energie ein, doch gleichzeitig kühlen Luft, Wände und Einrichtung aus. Damit sich am nächsten Tag wieder die angestrebte Temperatur im Raum einstellt, muss mehr Wärme durch den Heizkörper fließen. Wie Sie das Heizkörperthermostat einstellen sollten, erfahren Sie im entsprechenden Artikel.

Nutzen Sie am besten moderne programmierbare Heizkörperthermostate, um komfortabel die Kosten für das Heizen im Altbau zu senken. Alles zum Thema lesen Sie in unserem Beitrag „Heizkörperthermostat wechseln“.

Lüften nicht vergessen

Zum Heizen gehört auch immer das Lüften. Der regelmäßige Austausch der Raumluft ist prinzipiell über das ganze Jahr entscheidend für das Wohlbefinden. Im Winter erfüllt Lüften jedoch noch weitere Zwecke.

Heizen Altbau: Wie effizient ist das Lüften?
Nicht jede Lüftungsvariante ist gleich effizient. Die Kipplüftung tauscht die Luft nur langsam aus. Beim Stoßlüften oder Querlüften ist der vollständige Luftaustausch im Verhältnis sehr viel schneller erreicht.

Richtiges Lüften im Winter wirkt gleich zweifach: Gegen Schimmelbildung und gegen hohe Heizkosten. Verbrauchte, feuchte Luft lässt sich nämlich schwerer erwärmen als trockene. Sorgen Sie am besten für Durchzug, indem Sie über fünf Minuten zwei gegenüberliegende Fenster oder Türen öffnen. Das reicht für den Luftaustausch und verhindert, dass Wände und Böden auskühlen.

So optimieren Sie die bestehende Heizung im Altbau

Alte Heiztechnik und unzureichende Dämmung sind Merkmale, die das Heizen im Altbau teuer machen. Ihre Heizkosten können Sie jedoch noch weiter senken, ohne dass dafür größere Änderungen an Gebäudehülle und Anlagentechnik erforderlich wären. So empfehlen Experten die folgenden Optimierungsmaßnahmen:

  1. Hydraulischen Abgleich durchführen lassen

    Lassen Sie von einem Heizungsbauer einen hydraulischen Abgleich durchführen. Dabei wird die Heizung so auf die Wärmebedürfnisse eingestellt, dass nur die Energie erzeugt und verteilt wird, die auch benötigt wird. Eine neue Einstellung der bestehenden Heizung ist besonders wichtig, falls Sie Ihre Dämmung verbessert haben.

  2. Heizungsrohre dämmen

    Gerade im Altbau verlaufen Heizungsrohre oft durch nicht beheizte Gebäudeteile wie den Keller. Die Heizungsrohre können Sie dämmen lassen, um Wärmeverluste zu vermeiden.

  3. Heizungswartung durchführen lassen

    Ältere Heizungsanlagen können effizient und zuverlässig arbeiten – vorausgesetzt ein Profi überprüft bei einer regelmäßigen Heizungswartung die ordnungsgemäße Funktion und passt die Einstellungen an.

  4. Heizungspumpen tauschen lassen

    Heizungen verbrauchen nicht nur Brennstoffe wie Öl oder Gas, sondern auch Strom. Die strombetriebene Pumpe einer Heizung befördert das warme Heizungswasser vom Wärmeerzeuger bis zu den Heizkörpern. Lassen Sie einen Heizungsbauer prüfen, ob Sie Ihre Heizungspumpe tauschen sollten: Moderne Pumpen sparen gegenüber älteren Generationen bis zu 80% der Stromkosten ein.

Mit der beschriebenen Anpassung Ihres Heizverhaltens und kleineren Optimierungen am Heizsystem senken Sie unkompliziert die Kosten für das Heizen im Altbau. Doch früher oder später führt bei älteren Gebäuden am Austausch der bestehenden Heizung kein Weg vorbei. Steigen Brennstoffverbrauch und Reparaturaufwand stark an, stellt meist der Austausch der Heizungsanlage die wirtschaftlichere Lösung dar.

Moderne Technologien für das Heizen im Altbau

Kleine Spartipps reichen bei Ihrer Heizung nicht mehr aus? Auch für den Altbau mit seinem meist höheren Wärmebedarf bietet der Heizungsmarkt nachhaltige und effiziente Heizlösungen.

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Viele nutzen in ihrem Altbau entweder eine Öl- oder eine Gasheizung als Wärmeerzeuger. Doch es lohnt sich, nachhaltigere Optionen in Betracht zu ziehen.

Umstieg auf erneuerbare Energien

Die Wärmepumpe stellt auch im Altbau meist eine zuverlässige Möglichkeit dar, um das Gebäude ganzjährig effizient und emissionsarm zu heizen. Sie nutzt die in der Luft, Erde oder Wasser enthaltene Wärmeenergie und benötigt lediglich etwas Strom, um das Gebäude damit zu beheizen.

In den meisten Fällen ist vor dem Einbau der Wärmepumpe keine aufwändige Sanierung erforderlich. Lassen Sie vor der Entscheidung eine Heizlastberechnung von Ihrem Heizungsbauer durchführen und prüfen, ob Ihre Heizkörper groß genug dimensioniert sind. Falls dies nicht in allen Räumen der Fall sein sollte, reicht es oft aus, einzelne Heizkörper zu optimieren.

Auch Pelletheizungen eignen sich als Ersatz für eine Ölheizung. Für manche Anwender sind auch Stückholzkessel eine interessante Alternative. Diese sind wegen der fehlenden automatischen Brennstoffzufuhr jedoch weniger komfortabel.

Praxistipp: Innovative Heizmethoden im Altbau

  • Innovative Technologien wie die Solarthermie oder Wärmepumpen lassen sich in der Regel einfacher in das bestehende Heizsystem integrieren als gedacht.

  • Die Versorgung mit Warmwasser und Raumwärme übernehmen dann die Solaranlage und die Wärmepumpe.

  • So sind Sie unabhängig von der Preisentwicklung fossiler Brennstoffe.

  • Auch eine Kombination der alten Heizungsanlage mit der Wärmepumpe ist möglich. Allerdings ist die Wärmepumpe im Normalfall als alleiniger Wärmeerzeuger ausreichend und benötigt keine Unterstützung.

Förderangebote für das Heizen im Altbau prüfen

Durch den Austausch des alten Wärmeerzeugers werden meist Anpassungen am Abgassystem erforderlich. Auch eine Optimierung der Heizflächen und des Dämmstandards kann sich lohnen, wenn Sie konsequent Heizkosten sparen wollen.

Der Bund bietet verschiedene Förderprogramme für energieeffiziente Gebäude. Nachhaltige Heizungsanlagen wie die Wärmepumpe amortisieren sich durch die Fördergelder und die geringeren Heizkosten oft schnell. Informieren Sie sich in unserem Artikel zu den Fördermitteln für die Heizung über die aktuellen Möglichkeiten und sparen Sie Investitionskosten beim Umstieg auf zukunftsfähige Wärmeerzeuger..

Mehr zu den Anforderungen neuer Heizungen an den Altbau haben wir im Beitrag „Neue Heizung, aber welche?“ für Sie zusammengestellt.

1 Statista: Ausgaben eines Privathaushaltes für Energie (ohne Kraftstoff) in Deutschland in den Jahren 2000 bis 2020

2 Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V.: Typische Energieverbrauchskennwerte deutscher Wohngebäude

3 Destatis: Gebäude- und Wohnungsbestand in Deutschland

4 BDEW: Beheizungsstruktur des Wohnungsbestandes in Deutschland

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