Fernwärme: Kosten und Berechnungsbeispiele

Die Heizkosten sind ein wichtiges Argument für Verbraucher, wenn sie sich für ein neues Heizsystem entscheiden. Wer Fernwärme bezieht, ist in der Regel über mehrere Jahre hinweg vertraglich gebunden. Daher ist er von der Preisstruktur des Anbieters abhängig. Wir zeigen Ihnen, mit welchen Fernwärme-Kosten Sie rechnen können.

Inhaltsverzeichnis

  1. Wie setzen sich die Kosten für Fernwärme zusammen?
  2. Vergleich der Kosten von Fernwärme und Gas-/Ölheizung
  3. Kosten für Fernwärme: Ein Beispiel für die Betriebskosten
  4. Fazit: Trotz komfortabler Fernwärme auf die Heizkosten achten
Fernwärme Kosten: Auf den Boden gedrucktes Wort "Fernwärme"

Wie setzen sich die Kosten für Fernwärme zusammen?

Die Kosten für Fernwärme lassen sich zunächst in Anschlusskosten und Betriebskosten unterteilen. Die Fernwärmepreise beinhalten im Detail Investitionskosten, die vereinbarte Wärmeleistung, den Arbeits- und den Messpreis, die Anschlussgebühr und die Kosten für den Betriebsstrom.

Investitionskosten

Diese verbrauchsunabhängigen Kosten erhebt jeder Anbieter in unterschiedlicher Höhe. So hängen sie zum Beispiel davon ab, ob entsprechende Leitungen zum Anschluss an das Fernwärmenetz erst noch verlegt werden müssen. Manche Fernwärmeanbieter verrechnen die Installationskosten als „verbrauchsunabhängige Wärmekosten“ im Grundpreis. Andere wiederum rechnen diese Kosten als einmalige Installationsgebühr ab.

Anschlussgebühr

Bei einem Neuanschluss an das Fernwärmenetz erheben die meisten Versorger eine eigene Anschlussgebühr.

Vereinbarte Wärmeleistung

Die vereinbarte Wärmeleistung wird über einen sogenannten „Grundpreis“ abgerechnet. Darin enthalten sind zum Beispiel die Kosten für den Betrieb des Fernwärmenetzes oder mögliche Wartungskosten der Anlage. Der Grundpreis richtet sich in der Regel nach der Leistung Ihrer Heizungsanlage in Kilowatt.

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Arbeitspreis

Der Arbeitspreis ist ein verbrauchsabhängiger Kostenfaktor. Die Versorger messen mit einem Wärmemengenzähler, wie viel Wärme Sie zum Heizen über das Heizkraftwerk beziehen. Auf der Basis eines kWh-Preises erhalten Sie dann eine Abrechnung.

Wie hoch diese Kosten ausfallen, hängt unter anderem von der Art der verwendeten Brennstoffe im Kraftwerk sowie deren Preisschwankungen ab. Darüber hinaus spielt auch die gewünschte Abnahmemenge an Wärme eine Rolle bei der Gestaltung des Arbeitspreises. So fällt der Preis pro Kilowattstunde für Fernwärme bei einem sehr großen Gebäude geringer aus als bei einem Einfamilienhaus.

Messpreis

Manche Anbieter erheben für die Wärmemessung sowie für die Abrechnung zusätzlich eine jährliche Gebühr.

Kosten für Betriebsstrom

Die Wärmeenergie muss in den eigenen Heizkreislauf gespeist werden. Dafür ist ein elektrischer Übertrager mit einer Pumpe notwendig. Die Energie, die Sie dafür benötigen, müssen Sie zu den Betriebskosten der Fernwärme hinzurechnen.

Vergleich der Kosten von Fernwärme und Gas-/Ölheizung

Angenommen ein Hausbesitzer möchte auf eine neue Gas- oder Ölheizung mit Brennwerttechnik umsteigen. In diesem Fall beginnen die Investitionskosten inklusive Installation bei rund 4.000 bis 16.000 Euro. Einen Teil dieser Kosten können Sie sparen, wenn Sie Fernwärme nutzen. Hier fallen die Investitionskosten geringer aus.

Verbrauchskosten

Die Verbrauchskosten sind 2022 bei Gas- oder Ölheizungen höher als bei Fernwärme.

Heizart
Preis in Cent pro kWh (gerundet)
Gas
21
Öl
16
Pellets
16
Fernwärme
11

 

Bei einem Jahresverbrauch in einem Einfamilienhaus von 20.000 kWh ergeben sich Jahresenergiekosten von:

  • Gas: 4.200 Euro
  • Öl: 3.200 Euro
  • Pellets: 3.200 Euro
  • Fernwärme: 2.200 Euro

Auf zehn Jahre gerechnet, ergeben sich somit bei den Verbrauchskosten folgende Unterschiede: Fernwärme kostet eine vierköpfige Familie im Einfamilienhaus nach zehn Jahren im Verbrauch rund 20.000 Euro weniger als Gas, 10.000 Euro weniger als Öl und 10.000 Euro weniger als Pellets. Hierbei handelt es sich nur um Richtwerte. Die tatsächlichen Unterschiede hängen auch von der Entwicklung der Brennstoffpreise ab.

Wartungskosten

Für die Wartung einer Öl-, oder Gasheizung können Sie mit Kosten ab 250 Euro und bei einer Pelletheizung mit zirka 300 Euro pro Jahr rechnen. Demgegenüber steht der sogenannte „Grundpreis“ der Fernwärmeheizung. Bei einem Einfamilienhaus kann er mit rund 350 Euro angesetzt werden.

In einem Zeitraum von zehn Jahren entstehen so Kosten von mindestens 2.500 Euro für eine Gas-, Öl- oder Pelletheizung und 3.500 Euro für Fernwärme. Der Kostenunterschied liegt bei rund 1.000 Euro zugunsten von Gas, Öl und Pellets.

Checkliste: Das wird bei der Heizungswartung gemacht

Jetzt rechnen wir die Investitionskosten von Gas-, Pellet- oder Ölheizungen sowie die Verbrauchs- und Wartungskosten gegen: Dann liegen Fernwärme und die drei anderen Heizungsarten bei diesem Beispiel ungefähr gleichauf. Hierbei sind die unterschiedlichen Preismodelle der Fernwärme-Anbieter allerdings noch nicht berücksichtigt.

Kosten für Fernwärme: Ein Beispiel für die Betriebskosten

Die Betriebskosten für eine Fernwärmeheizung hängen zum einen von der Größe der Anlage und zum anderen von Ihrem tatsächlichen Wärmeverbrauch ab. Den Wärmeverbrauch kann Ihr Heizungsbauer mithilfe eines Wärmemengenzählers am Wärmeübertrager messen.

Die Betriebskosten für Fernwärme setzen sich aus dem Grundpreis und dem Arbeitspreis zusammen.

  • Grundpreis: Der Grundpreis kann von Anbieter zu Anbieter variieren und liegt durchschnittlich zwischen 20 und 30 Euro pro Kilowatt und Jahr.
  • Arbeitspreis: Hier rechnen die Versorger die tatsächlich verbrauchte Wärmemenge ab. Der durchschnittliche Preis pro Kilowattstunde Fernwärme liegt bei zirka 11 Cent. In der Praxis können die Kosten pro Kilowattstunde jedoch deutlich abweichen. Die Anbieter machen den kWh-Preis für Fernwärme von der Größe der Anlage und dem Gesamtverbrauch abhängig.

Fernwärme-Kosten für ein Einfamilienhaus

  • Eine vierköpfige Familie lebt in einem Einfamilienhaus. Um ausreichend Wärme für Heizung und Warmwasser zu haben, benötigt sie rund 20.000 Kilowattstunden Energie. Die eingesetzte Anlage hat eine Leistung von 15 Kilowatt.

  • Bei einem Grundpreis von 25 Euro pro Jahr pro Kilowattstunde liegen die Fixkosten für Fernwärme in diesem Fall bei 375 Euro pro Jahr.

  • Bei einem Preis von 11 Cent pro Kilowattstunde würde die gleiche Familie 2.200 Euro pro Jahr an Verbrauchskosten für die Fernwärme bezahlen.

  • Die Gesamtkosten für Fernwärme pro Jahr betragen dann rund 2.575 Euro.

  • Liegt der Grundpreis höher und erhebt der Anbieter höhere Verbrauchskosten, können die Fernwärme-Kosten diese Summe auch übersteigen.

Fazit: Trotz komfortabler Fernwärme auf die Heizkosten achten

Möchten Sie mit Fernwärme heizen, sollten Sie vor allem die Fernwärmepreise im Blick behalten. Denn wenn Sie sich einmal für einen Anbieter entscheiden, sind Sie über einen längeren Zeitraum an dessen Kostenstruktur gebunden. Ein vermeintlicher Kostenvorteil gegenüber den Energieträgern Gas und Öl kann sich dann schnell als Trugschluss entpuppen und Nachteile mit sich ziehen.

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Phil R.,
M.A.

Über den Autor

Phil R. hat mehrere Jahre in der Marketing-Abteilung eines Unternehmens für Heiz- und Kamintechnik gearbeitet. Dort hat er tiefe Einblicke in die Technik und Branche bekommen und gelernt, komplexe Heizungsthemen für Laien verständlich aufzubereiten.

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