Hat die Ölheizung eine Zukunft?
Der Gebäudesektor leistet seinen Beitrag zum Klimaschutz, indem Hausbesitzer weniger oder gar nicht mit fossilen Brennstoffen wie Öl heizen. Sie sind mittlerweile sogar dazu verpflichtet, alte Ölheizungen, die über 30 Jahre in Betrieb sind, auszutauschen. Ab dem 1. Januar 2024 dürfen Sie einen neuen Ölkessel nur noch unter bestimmten Bedingungen einbauen. Hierbei gibt es zwischen Neubau und Bestandsgebäuden unterschiede, geregelt durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Vor diesem Hintergrund stellt sich eine Frage: Hat die Ölheizung noch eine Zukunft?
Inhaltsverzeichnis
Wie zukunftsfähig sind Ölheizungen?
Ölheizungen haben sich in der Vergangenheit als zuverlässige Heizsysteme bewährt. Sie sind heute im Bestand noch oft vertreten, aber auf dem Rückzug. Laut dem Statistischen Bundesamt Destatis1 wurden 2018 noch rund ein Viertel aller Gebäude in Deutschland mit Öl beheizt. In neu gebauten Häusern sind Ölheizungen mittlerweile selten: Im Jahr 2000 waren sie noch in 20% der Neubauten zu finden,2 21 Jahre später nur noch in 0,3%3.
Die Zahlen gehen nicht nur zurück, weil das Bewusstsein für den Klimaschutz immer stärker wird, sondern auch weil Heizsysteme mit erneuerbaren Energien einen deutlichen geringeren Energieverbrauch und damit niedrigere Betriebskosten aufweisen. Da fossile Energieträger die Umwelt, Gesundheit und Wirtschaft belasten, stehen insbesondere alte Ölheizungen auf dem Prüfstand und erneuerbare Energien im Fokus. Zu guter Letzt drängt auch der Gesetzgeber darauf, den Energieverbrauch im Gebäudesektor zu senken. Dies bringt sowohl Vorschriften, also auch Förderangebote mit sich.
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10 Tipps: Effizient und umweltfreundlich heizen
Alte Ölheizungen entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik. Sie laufen in der Regel auf Hochtouren, weil sie ihre Vorlauftemperatur nicht den Außenbedingungen anpassen. Damit weisen sie eine schlechte Energieeffizienz auf, die sich genauso negativ auf die Umwelt auswirkt wie ihr CO2-Ausstoß. Zudem verursachen sie deutlich mehr laufende Kosten als notwendig.
Allerdings hängt der Preis für Heizöl von der Entwicklung auf dem weltweiten Energiemarkt und damit auch von der Preispolitik der Förderländer ab. Die Kosten variieren also je nach Bestellzeitpunkt. Laut Prognosen müssen sich Verbraucher auf noch weiter steigende Heizölpreise einstellen. Hinzu kommt bei fossilen Energieträgern der CO2-Preis, mit dem der Gesetzgeber den Treibhausgas-Ausstoß senken möchte. Ein weiterer Aspekt, der in vielen Fällen gegen eine Ölheizung spricht, ist der große Platzbedarf für den Heizöltank.
Moderne Öl-/Gas-Brennwertkessel können die aufgeführten Nachteile jedoch etwas kompensieren. Sie weisen unter anderem eine bessere Ökobilanz auf und punkten mit geringeren Heizkosten dank deutlich höherer Effizienz. Zudem laufen Modelle wie der WOLF COB-2 B30 mit Bioöl – dadurch können Sie gegebene gesetzliche Vorgaben erfüllen. In Einzelfällen sowie in der richtigen Hybrid-Kombination können moderne Geräte durchaus weiter in Erwägung gezogen werden.
So gelangt das Heizöl zum Verbraucher
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- Erdöl entsteht in einem Jahrmillionen dauernden Prozess aus abgestorbenen Mikroorganismen.
- Um Erdöl zu gewinnen, werden die Lagerstätten angebohrt.
- Die Förderung erfolgt auf dem Festland (onshore) oder auf dem Meer (offshore).
- Über eine Pipeline gelangt das Rohöl zur Raffinerie.
- Die Raffinerie bearbeitet das Rohöl durch verschiedene Prozesse.
- Zwischen dem Import sowie der Produktion von Erdöl und der Lieferung an Endkunden wird die Tanklagerinfrastruktur genutzt.
- Der Vertrieb an die Endkunden erfolgt über den Brennstoffhandel, Großhandel und Kraftstofflieferanten.
- Das Heizöl lagern Sie im Tank bei sich zu Hause.
Sind Ölheizungen in Zukunft noch erlaubt?
Im Rahmen des Klimaschutzprogramms sieht das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) vor, den Energieverbrauch beim Heizen und der Warmwasser-Aufbereitung zu reduzieren sowie CO2-Emissionen zu senken. Das hat auch Auswirkungen auf die Zukunft der Ölheizung:
- Für Neubauten in einem Neubaugebiet erhalten Sie für alleinstehende Ölheizungen keine Genehmigungen mehr. Alternativ können Sie z.B. auf eine Hybridlösung samt Wärmepumpe und Ölheizung zurückgreifen.
- In Bestandsgebäuden ist der Einbau eines Ölgerätes weiter erlaubt, ab 2029 muss dieses jedoch mindestens zu 15% mit Bioöl betrieben werden können. Dieser Wert steigt sukzessive (ab 2035: 30%, ab 2040: 60%). Auch Hybridlösungen sind möglich.
- Ein allgemeines Betriebsverbot für nicht regenerative Brennstoffe gilt erst ab dem Jahr 2045.
- Es besteht eine Beratungspflicht, wenn Sie auf eine Heizungsanlage mit festen, flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen zurückgreifen möchten – diese kann unter ande
- rem Ihr Heizungsbauer oder Ihr Kaminkehrer übernehmen.
- Wenn Sie eine alte Ölheizung besitzen, müssen Sie Folgendes beachten: Nach 30 Jahren besteht eine Austauschpflicht für Heizkessel, die mit einem flüssigen oder gasförmigen Brennstoff beschickt werden.
- Doch auch hier gibt es einige Ausnahmen. Niedertemperatur-Heizkessel und Brennwertkessel sowie heizungstechnische Anlagen, deren Nennleistung unter 4 kW oder über 400 kW liegt, fallen nicht unter die Austauschpflicht. Auch Heizsysteme, die nur Warmwasser bereiten oder den Aufstellraum beheizen sind nicht betroffen
- Beachten Sie dabei die Bestimmungen der einzelnen Bundesländer und holen sich den Rat von einem Heizungsbauer oder Energieberater vor Ort ein.
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Moderne Heizsysteme im Überblick
Zukunftsfähig sind vor allem erneuerbare Energien. Für Haushalte, die nicht auf Heizöl verzichten können, gibt es Übergangslösen. In Frage kommen beispielsweise eine effiziente Öl-Brennwertheizung und Hybridheizungen.
Erneuerbare Energien
Die Heizsysteme der Zukunft laufen mit regenerativen Energien. So beziehen beispielsweise Wärmepumpen ihre Energie aus der Umwelt. Zu den Wärmequellen zählen die Luft, das Erdreich und Grundwasser. Dementsprechend gibt es Luft/Wasser-Wärmepumpen, Erdwärmepumpen und Wasser/Wasser-Wärmepumpen. Alle Arten von Wärmepumpen können als alleiniges System Ihren Wohnraum heizen und Warmwasser aufbereiten. Dies gilt sowohl für den Bestand als auch für den Neubau. Weitestgehend klimaneutral arbeitet die Wärmepumpentechnik, wenn der Strom, der für den Betrieb benötigt wird, aus erneuerbaren Quellen stammt – zum Beispiel von der eigenen Photovoltaikanlage. Die Wärmepmumpe ist mit Blick auf quasi alle Aspekte von Heizungen die konsequente Wahl für die Zukunft: Effizient, umweltfreundlich und unabhängig von gesetzlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen.
Eine weitere umweltfreundliche Heizmethode der Zukunft ist die Solarthermie. Dabei nutzen Sie die Wärme der Sonnenstrahlen zum Heizen und zur Warmwasserbereitung. So können Sie einen Teil Ihres Energiebedarfs decken. In unserer Klimazone reichen die Sonnenstunden für den alleinigen Betrieb in der Regel nicht aus. Daher kommt die Solarthermie häufig in Kombination mit einer Wärmepumpe oder Pelletheizung zum Einsatz.
Hybridheizungen und Brennwertgeräte
Eine Hybridheizung verbindet verschiedene Heiztechnologien, um effizient Wärme zu erzeugen. Ein Beispiel hierfür ist die Kombination aus Wärmepumpe und Ölheizung. In den allermeisten Fällen arbeitet die Wärmepumpe dann kostengünstig und effizient und nur im Härtefall schaltet sich die Ölheizung ein. Mit dieser Kombination erreichen Sie auch die laut GEG erforderlichen 65% an erneuerbaren Energien (EE) in Ihrem Heizsystem. Entsprechend sind Sie so sowohl im Alt- als auch im Neubau langfristig auf der sicheren Seite. Da moderne Wärmepumpen auch Gebäude im Bestand in der Regel ganzjährig dauerhaft heizen, ist ein solches Hybridsystem allerdings oftmals nicht nötig und die Wärmepumpe als alleiniger Heizlastträger die günstigere Wahl. Hier kann Sie Ihr Heizungsbauer beraten.
Recht effizient arbeitet auch eine Öl-Brennwertheizung, da sie den Verbrennungsprozess optimiert. Sie nutzt die Wärme der Abgase und speist sie in das System ein. Im Vergleich zur Wärmepumpe sind die CO2-Emissionen und laufenden Kosten hier allerdings auch noch recht hoch. Erneut muss das GEG berücksichtig werden: Wie bereits erwähnt, sollte Ihr Gerät Bioöl verarbeiten können, damit Sie es langfristig betreiben dürfen.
Mit diesen Lösungen können Sie das alte Heizsystem modernisieren und Ihre Ölheizung auf die Zukunft vorbereiten. Austauschprämien und weitere Förderungen sollen Anreize für den Umstieg auf moderne Techniken schaffen.
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Ölheizung austauschen: Gründe, Möglichkeiten, Kosten
Synthetisches Öl ist noch Zukunftsmusik
Innovative flüssige Brennstoffe aus regenerativen Quellen haben das Potenzial, gemeinsam mit erneuerbaren Energien den allgemeinen Energiebedarf zu decken. Daher wird die Erforschung von flüssigen Kraft- und Brennstoffen als Alternative zu herkömmlichem Öl vorangetrieben.
So werden beispielsweise Future Fuels mit Ökostrom aus Wasser, Wind oder Sonne gewonnen. Diese Kraftstoffe sind klimaneutral, da sie nur so viel CO2 verbrennen, wie bei ihrer Herstellung benötigt wurde. Dieser synthetische Brennstoff kann Heizöl in steigenden Anteilen beigemischt werden und ist damit in modernen Brennwertkesseln ohne Umrüstungen einsetzbar. Das Herstellungsverfahren nennt sich Power-to-Liquid (elektrische Energie zu Flüssigkeit).
Das Karlsruher Institut für Technologie erforscht, wie sich aus Biomasse flüssige Brenn- und Kraftstoffe herstellen lassen. Es untersucht die Herstellung hochwertiger BTL-Kraftstoffe im Verfahren Biomass-to-Liquid (Biomasseverflüssigung) in einer sogenannten bioliq®-Pilotanlage. Diese Designbrennstoffe sind auch für Heizungsanlagen einsetzbar.
Die Verfahren müssen aber noch weiterentwickelt werden, um sie in großen Mengen und zu marktfähigen Preisen zu produzieren. Mit den Future Fuels könnte neben Effizienzsteigerungen durch neue Brennwerttechniken und den Einsatz erneuerbarer Energien eine dritte Möglichkeit zur nachhaltigen Wärmegewinnung entstehen. Die Zukunft der Ölheizung wäre damit gesichert.