Ölheizung austauschen: Gründe, Möglichkeiten, Kosten

Das durchschnittliche Alter von Heizgeräten in Deutschland beträgt 17,6 Jahre.1 Mehr als ein Drittel der Geräte ist sogar mehr als 20 Jahre alt. Diese veralteten Heizungen entsprechen damit lange nicht mehr dem Stand der Technik und verbrauchen viel mehr Energie als nötig. Zudem sind sie aufgrund der hohen Emissionen nicht zukunftsfähig. Wann ist es notwendig, die alte Ölheizung auszutauschen?

Inhaltsverzeichnis

  1. Warum die Ölheizung austauschen?
  2. Ölheizung austauschen: Diese Vorschriften gibt es
  3. Welche Möglichkeiten gibt es?
  4. Kosten für das Austauschen Ihrer alten Ölheizung
  5. Für wen lohnt sich der Ölheizung-Tausch?
Ölheizung austauschen: Paar am Fenster

Im Fokus der politischen Bemühungen um klimafreundlichere Energie steht vor allem die Ölheizung. Alte Ölheizungen haben einen vergleichsweise geringen Wirkungsgrad und arbeiten somit sehr ineffizient. Sie haben entsprechend hohe CO2-Emissionen und verursachen höhere Heizkosten als nötig.

In unserem Fachartikel gehen wir detailliert auf gute Gründe für den Austausch der Ölheizung ein und erläutern Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten im Rahmen der Heizungsmodernisierung. Zudem sprechen wir über die mit dem Heizungsaustausch verbundenen Kosten und zeigen, für wen sich ein Austausch lohnt.

Warum die Ölheizung austauschen?

Ein Blick auf die Altersstruktur von Öl- und Gasheizungen in Deutschland verrät, dass Ölheizungen im Vergleich zu Gasheizungen viel öfter älter als 30 Jahre sind.2 Während rund 18,7% aller Ölheizungen bis zum Jahr 1990 in Betrieb genommen wurden, trifft dies nur auf 10,4% aller Gasheizungen zu. Doch woher kommt der schlechte Ruf alter Ölheizungen? Um dies zu verstehen, ist ein kleiner Exkurs in die technischen Grundlagen der Ölheiztechnik notwendig.

Basiswissen rund um die Ölheizung

Alte Ölheizungen arbeiten meist im ungeregelten Volllastbetrieb und stellen auch dann Wärme zur Verfügung, wenn die Bewohner diese eigentlich nicht benötigen. Darüber hinaus sind alte Konstant- oder Niedertemperaturkessel nicht effizient: Je nach Modell und Baujahr wandelt die Heizung nicht einmal zwei Drittel der im Öl enthaltenen Energie in Wärme um – rund ein Drittel verpufft somit ungenutzt.

Die folgende Grafik zeigt den Unterschied zwischen einer alten Niedertemperaturheizung (Heizwert-Heizung) und einer modernen Brennwertheizung: Während bei der Niedertemperaturtechnik Verluste von mindestens 12% auftreten, haben Brennwertgeräte einen Wirkungsgrad von annähernd 100% – fast der komplette Energiegehalt des Brennstoffs lässt sich also in Wärme umwandeln.

Ölheizung austauschen: Unterschied Heizwert vs. Brennwert Grafik
Brennwertgeräte holen im Gegensatz zu Heizwertgeräten mehr aus dem Brennstoff heraus.

Alte Ölheizungen verbrauchen deutlich mehr Energie als Öl-Brennwertgeräte. Damit einher gehen höhere Heizkosten und ein vermehrter Ausstoß an klimaschädlichen Gasen. Die Brennwertgeräte lassen sich außerdem gut regeln und stellen genau die Menge an Wärmeenergie bereit, die das Gebäude gerade zur Beheizung benötigt.

Damit ist die Brennwerttechnik umweltfreundlicher und wirtschaftlicher als alte Öl-Heizkessel. Die Nutzung fossiler Brennstoffe ist jedoch im Vergleich zu modernen Systemen wie der Wärmepumpe weder nachhaltig noch zukunftsfähig.

Die Nachteile von Ölheizungen im Überblick

  1. Umwelt

    Im Vergleich zu anderen Heizungsarten emittieren Ölheizungen deutlich mehr klimaschädliche Gase. Der Betrieb von Ölheizungen, insbesondere alter Ölheizkessel wirkt sich unmittelbar auf den Treibhauseffekt aus.

  2. Energiekosten

    Der niedrige Wirkungsgrad alter Ölkessel sorgt für einen hohen Verbrauch des fossilen Energieträgers Öl. Das macht sich natürlich auf der jährlichen Energieabrechnung bemerkbar. Generell steigt der Ölpreis, weshalb sich der Umstieg auf erneuerbare Energien lohnt.

  3. Preisschwankungen

    Der Preis für Heizöl hängt stark von der Entwicklung auf dem weltweiten Energiemarkt ab. Je mehr Öl Sie verbrauchen, desto abhängiger sind Sie davon.

  4. Feinstaub

    Selbst im Vergleich mit Gasheizungen stoßen Ölheizungen wesentlich mehr Feinstaub aus. Bei alten Ölheizungen mit einem geringen Wirkungsgrad macht sich dieser Unterschied besonders deutlich bemerkbar. Gerade in Großstädten und dicht besiedelten Gebieten ist der Ausstoß von Feinstaub kritisch zu sehen.

Es gibt also einige gute Gründe, die für einen Austausch der alten Ölheizung sprechen.

Ölheizung austauschen: Diese Vorschriften gibt es

CO2-Steuer, Verteuerung von Inlandsflügen, Abwrackprämie für alte Dieselfahrzeuge – die Politik diskutiert eine Vielzahl an Maßnahmen, um die Emissionen klimaschädlicher Gase wie CO2 zu reduzieren und die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Dabei steht auch die Ölheizung am Pranger: Aufgrund der hohen Emissionswerte von Ölheizungen dürfen ab dem Jahr 2026 in Deutschland keine reinen Ölheizungen mehr neu installiert werden. Kein Wunder, dass sich Besitzer von Ölheizungen verunsichert fühlen.

Die Austauschpflicht für Ölheizungen

  • Bereits seit 2009 besteht eine gesetzliche Austauschpflicht für alte Heizkessel.

  • Heizungen für flüssige und gasförmige Brennstoffe dürfen mit einem Alter von mehr als 30 Jahren nicht mehr betrieben werden.

Jedoch gibt es ein paar Ausnahmen. Unter diesen Voraussetzungen dürfen Sie Ihren Kessel dennoch weiterbetreiben und sind von der Austauschpflicht ausgenommen:

  1. Wenn es sich um Niedrigtemperatur- oder Brennwertgeräte handelt oder um Anlagen mit einer Leistung von weniger als 4 kW oder mehr als 400 kW.
  2. Wenn Sie als Eigentümer schon seit 2002 und davor in dem Gebäude gewohnt haben und das Gebäude nicht mehr als zwei Wohnungen hat.

Hat die Ölheizung eine Zukunft?

Neben der bestehenden Austauschpflicht sieht die Bundesregierung in ihrem Klimapaket bezüglich Ölheizungen vor, dass diese ab dem Jahr 2026 nicht mehr als alleinige Wärmeerzeuger verbaut werden dürfen. Möchten Sie ab dem Zeitpunkt eine neue Ölheizung, müssen Sie auf erneuerbare Energien umsteigen oder diese zumindest einbinden.

Falls Ihr Kessel nicht von der Austauschpflicht betroffen ist, können Sie ihn theoretisch über das Jahr 2026 hinaus weiter betreiben. Diese Regelung betrifft auch den Austausch alter Ölheizungen: Wenn Sie sich für die Investition in ein Öl-Brennwertgerät entscheiden, dürfen Sie diese Maßnahme bis Ende 2025 durchführen. Jedoch ist die Investition in fossile Brennstoffe aufgrund unvorhersehbarer Rohstoffpreise und hoher Emissionen wenig zukunftsfähig.

Vielmehr empfiehlt sich die Anschaffung eines effizienten und umweltfreundlichen Wärmeerzeugers wie der Wärmepumpe. Bei dieser Investition können Sie darüber hinaus dank der staatlichen Fördermittel für die Heizung Kosten sparen.

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Welche Möglichkeiten gibt es?

Je nach Alter und Zustand der Ölheizung können Sie die komplette Heizungsanlage austauschen oder gezielt bestimmte Komponenten auswechseln lassen, um die Lebenszeit der Anlage zu verlängern.

Grundsätzlich gilt:

  • Auch wenn Ihr Heizkessel noch nicht von der gesetzlichen Austauschpflicht betroffen ist, empfiehlt sich eine Modernisierung der Heizungsanlage ab einem Alter von etwa 15 Jahren. Genau wie ein Auto wird eine Heizung mit zunehmendem Alter störanfällig.
  • Wer nicht im tiefen Winter plötzlich bei Minusgraden in der kalten Wohnung zittern möchte, der sollte den Zustand der Heizung daher bei einer Heizungswartung jährlich prüfen lassen und gegebenenfalls frühzeitig über einen Heizungsaustausch nachdenken.

Die wichtigsten Möglichkeiten zum Austausch der alten Ölheizung stellen wir im Folgenden kurz vor.

Die Investition in einen modernen Wärmeerzeuger

Wenn Ihre alte Ölheizung noch nach dem Konstant- oder Niedrigtemperaturprinzip arbeitet, empfiehlt sich in jedem Fall der Austausch des Heizkessels. Mit modernen Heizsystemen können Sie Ihre Energiekosten spürbar senken und darüber hinaus einen aktiven Beitrag zu mehr Umweltschutz leisten.

Ölheizung austauschen: Grafik Brennwerttechnik
Müssen Sie weiterhin Öl als Energiequelle nutzen, empfiehlt sich zumindest der Umstieg auf einen modernen Brennwertkessel. Auch hinter der Brennwerttechnik verbirgt sich ein chemischer Prozess: Brennwertgeräte machen die Kondensationswärme von Abgas dadurch nutzbar.

Während alte Heizungen das Abgas auf einem hohen Temperaturniveau an die Umwelt abgeben und dabei viel Energie verlieren, kühlen Brennwertgeräte das Abgas unter den Taupunkt ab, sodass ebenso die Kondensationswärme des Wassers genutzt werden kann. Das allein erlaubt eine Effizienzsteigerung von etwa 10%. Zudem nutzt das Heizsystem sowohl die sensible (fühlbare) als auch die latente (verborgene) Wärme des Abgases.

Sind Sie in der Wahl der Energiequelle uneingeschränkt, lohnt sich der Umstieg auf erneuerbare Energien und zukunftsfähige Systeme wie die Wärmepumpe. Diese nutzt hauptsächlich die Umgebungswärme, wodurch Sie unabhängig von der Preisentwicklung fossiler Brennstoffe und emissionsarm heizen können. Das schont nicht nur Ihr Portemonnaie, sondern auch die Umwelt.

Kann eine Heizung mehr als 100% Wirkungsgrad haben?

  • Viele Hersteller geben an, dass ihr Brennwertgerät einen Wirkungsgrad von mehr als 100% hat.
  • Das ist natürlich aus physikalischer Sicht nicht ganz korrekt – keine Heizung kann mehr Energie erzeugen als ihr in Form fossiler Brennstoffe zugeführt wird.
  • So kommt der Wert zustande: Die Energieeffizienz der Heizung wird auf den Heizwert des Energieträgers bezogen. Brennwertgeräte erzeugen dann eine Wärmeleistung, die in der Tat über dem Heizwert des Energieträgers liegt.

Wärmepumpe und Photovoltaik

  • Wenn Sie besonders umweltfreundlich und effizient heizen möchten, können Sie im Zuge einer Heizungsmodernisierung auf eine Wärmepumpe umsteigen.

  • Das Prinzip der Wärmepumpe ist ebenso einfach wie genial: Frei verfügbare Umweltenergie wird über die Außenluft, das Erdreich oder das Grundwasser aufgenommen und auf ein höheres Temperaturniveau gebracht. Die Wärme ist dadurch im Heizsystem nutzbar und ermöglicht eine effiziente und umweltfreundliche Beheizung des Gebäudes.

  • Zusätzlich können Sie die Wärmepumpe noch um eine Photovoltaikanlage erweitern. Die Photovoltaikanlage erzeugt dabei den für den Betrieb des Wärmepumpen-Kompressors erforderlichen Strom, wodurch die CO2-Emissionen des Gesamtsystems weiter sinken.

  • Das lohnt sich finanziell besonders, da sich PV-Anlagen in der Regel nach ein paar Jahren amortisiert haben und Sie anschließend durch die Stromeinspeisung sogar dazu verdienen.

Hybridheizung: Ölheizung mit umweltfreundlicher Energietechnologie kombinieren

Eine Hybridheizung kombiniert einen konventionellen Energieträger – also beispielsweise eine Öl- oder Gasheizung – mit einer regenerativen Heizungsart.

Ein Beispiel ist die Wärmepumpe, die sich als umweltfreundliche Heizung großer Beliebtheit erfreut. Im Regelfall arbeitet sie alleine und die Ölheizung kann bei Spitzenlasten im Winter unterstützend einspringen.

Diese Kombination ist in der Regel jedoch nicht notwendig, da schon der alleinige Betrieb der Wärmepumpe ausreicht, um Ihr Gebäude ganzjährig zu heizen. Können Sie allerdings nicht auf Ihre Ölheizung verzichten oder wollen diese für Notfallsituationen noch behalten, kommt die Hybridheizung mit Öl und Wärmepumpe grundsätzlich in Frage.

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Neben der Wärmepumpe gibt es noch weitere Möglichkeiten zur Kombination der Ölheizung mit einer umweltfreundlichen Heizungsart. Besonders die Solarthermie als regenerative und umweltfreundliche Technologie bietet sich hier an. Dabei werden Solarkollektoren auf dem Dach des Gebäudes installiert. Durch die Kollektoren zirkuliert eine Flüssigkeit, die die solare Strahlung der Sonne absorbiert und sich dadurch erwärmt.

Die Wärme wird dann im Gebäude in einem Pufferspeicher vorgehalten und steht bei Bedarf zum Heizen und für die Warmwasserbereitung zur Verfügung. Vor allem in den Übergangsmonaten können Solarthermieanlagen einen Großteil des Wärmebedarfs decken. In den Wintermonaten springt bei Bedarf wieder die Ölheizung an und übernimmt die Spitzenlasten.

Kosten für das Austauschen Ihrer alten Ölheizung

Die Höhe der Investition hängt von vielen verschiedenen Faktoren wie Wärmebedarf und Dämmstandard des Gebäudes, der gewünschten Heizungsart und den vorhandenen Anschlüssen ab.

Entscheiden Sie sich für die Investition in eine zukunftsfähige Wärmepumpe, werden je nach Hersteller und Modell Kosten in Höhe von 20.000 bis 50.000 Euro fällig. Hier können Sie unter Umständen dank der staatlichen Fördermittel für die Heizung Investitionskosten sparen.

Für wen lohnt sich der Ölheizung-Tausch?

Betreiben Sie einen mehr als 15 Jahre alten Konstant- oder Niedertemperaturkessel, können Sie davon ausgehen, dass sich der Austausch der Ölheizung innerhalb weniger Jahre amortisiert. Mit Blick auf die Unsicherheiten bezüglich fossiler Brennstoffe und deren Preisentwicklung, ist ein Umstieg auf einen zukunftsfähigen Wärmeerzeuger wie die Wärmepumpe empfehlenswert.

 

1 Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle: Heizungslabel

statista: Altersstruktur von Öl- und Gasheizungen in Deutschland im Jahr 2021

 

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