Gas- oder Ölheizung: Welche Option lohnt sich noch?
Während früher bei einem Neubau oder einer Sanierung meist die Wahl auf eine Gas- oder Ölheizung fiel, gibt es heute mehr Alternativen. Viele davon weisen außerdem eine bessere Klimabilanz auf. Lohnt sich das Heizen mit Gas und Öl dann überhaupt noch? In diesem Beitrag erfahren Sie mehr zu den Merkmalen von Gas- und Ölheizungen: Wir betrachten neben den technischen Unterschieden der Heizsysteme auch bauliche und finanzielle Rahmenbedingungen bei Neubau und Sanierung.
Inhaltsverzeichnis
Sollten Sie besser mit Gas oder Öl heizen?
Von den gut 5,8 Millionen hierzulande installierten Öl-Zentralheizungen müssen viele in den kommenden Jahren ausgetauscht werden.1 Um die 57% der Wärmeerzeuger im Bestand sind älter als 15 Jahre und gelten daher als technisch überholt.2 Deshalb betrifft diese Austauschwelle neben Ölheizungen auch ältere Gasheizungen. Besitzer von Ölheizungen stehen dennoch im Fokus: Ihre Geräte sind weniger umweltfreundlich und im Schnitt älter als die Pendants für den Gasbetrieb.
Neue Technologien wie die Wärmepumpe machen den fossilen Brennstoffen für die Heizung zunehmend Konkurrenz. Nicht ohne Grund: Durch die niedrigen Betriebskosten und die emissionsarme Funktionsweise ist die Wärmepumpe ein zukunftsfähiger Wärmeerzeuger und macht Sie unabhängig von der Preisentwicklung fossiler Brennstoffe. Trotzdem entscheiden sich viele Bauherren und Sanierungswillige nach wie vor für Gas- oder Öl-Wärmeerzeuger.
Alternativen Technologien zur Wärmeerzeugung sollten Sie sich nicht verschließen: Wärmepumpe oder Solarthermie können die Effizienz des gesamten Heizsystems deutlich erhöhen.
Egal ob Gas- oder Ölheizung: Beide haben ein sehr ähnliches Funktionsprinzip
In über drei Vierteln aller Wohngebäude wird die Wärme in den Mietwohnungen über eine Zentralheizung bereitgestellt.3 Dabei handelt es sich um einen meist außerhalb des Wohnbereichs installierten Wärmeerzeuger, der die Wärme mithilfe des Trägermediums Wasser vom Erzeugungs- zum Verbrauchsort transportiert. Für Mehrparteienhäuser sind Etagenheizungen eine Alternative. Meist wandhängend montiert übernehmen sie neben der Wärmeerzeugung oft auch die Warmwasserbereitung für einzelne Stockwerke oder Wohnungen.
Heizsysteme im Überblick: Heizen mit Gas
Ein noch geringerer Anteil entfällt auf Einzelheizungen, die nicht über ein wasserführendes Netz zur Wärmeverteilung verfügen und somit nur den Raum heizen, in dem sie sich befinden. Ganz ohne eigene Heizung kommen Gebäude aus, die an das Fernwärmenetz angeschlossen sind. Sie beziehen ihre Wärme über Rohrleitungen aus Kraftwerken.
Die ursprünglichste Form der Wärmegewinnung ist der Verbrennungsprozess. Mittlerweile gibt es zahlreiche alternative Technologien wie Solarthermie, Wärmepumpen oder Brennstoffzellenheizung oder Wärmepumpen auf dem Markt. Trotzdem entschieden sich beim Neubau noch knapp 39% der Bauherren für die Verbrennungstechnik: Vor allem für eine Gas-Brennwertheizung. Öl spielt im Neubau mittlerweile kaum noch eine Rolle.
Bei der Sanierung entscheiden sich viele Modernisierer der Einfachheit halber dafür, auch nach der Heizungssanierung weiterhin denselben Energieträger zu nutzen. In den meisten Fällen ist jedoch der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien wie die Wärmepumpe sinnvoll. Unter anderem im Hinblick auf den CO2-Ausstoß sind Gas und Öl belastender für die Umwelt und daher kaum zukunftsfähig.
Zentralheizung mit Gas- oder Ölbrennwerttechnik
Zentralheizungen mit Gas und Öl dominieren noch immer im deutschen Heizungsbestand. Wenn Sie beim Heizsystem für Ihren Neubau oder der Sanierung einer bestehenden Heizung auf fossile Energieträger setzen, kommen Sie an der Brennwerttechnik schon von Gesetzes wegen nicht mehr vorbei.
Aber wie ist ein solches Heizsystem aufgebaut? In der Gas- oder Öltherme verbrennt ein Gemisch aus Gas beziehungsweise Öl und Luft, wodurch sich das in Leitungen vorbeigeführte Heizungswasser erwärmt. Eine strombetriebene Umwälzpumpe sorgt für einen Kreislauf zwischen dem Ort der Wärmeerzeugung und den Abgabeflächen. So strömt das Heizungswasser durch herkömmliche Heizkörper oder in Wand, Decke oder Boden integrierte Flächenheizungen.
Auf dem Rückweg gelangt das Heizungswasser nicht wieder direkt zum Verbrennungsort, sondern durchfließt einen zweiten Wärmetauscher in der Therme. In diesem Bereich kühlen die heißen Abgase aus dem Verbrennungsprozess ab, wobei der enthaltene Wasserdampf kondensiert. Es kommt zur Freisetzung von zusätzlicher Wärmeenergie, die sich auf das vergleichsweise kalte Heizungswasser im Rücklauf übertragen lässt.
So vorgewärmt benötigt das Wasser weniger Energie aus dem eigentlichen Verbrennungsprozess, um erneut die notwendige Vorlauftemperatur zu erreichen. Anders als bei älteren Gas- oder Ölheizungen, die noch nicht über Brennwerttechnik verfügen, fallen bei moderneren Geräten daher nicht nur Abgase als Abfallprodukt der Verbrennung an, sondern auch flüssiges Kondensat.
Die wichtigsten Unterschiede: Gas- und Ölheizung im Vergleich
Die beschriebene Funktionsweise ist zwar bei Brennwertheizungen für den Betrieb mit Gas oder Öl relativ ähnlich, dennoch gibt es im direkten Vergleich beider Heizsysteme einige Unterschiede. Diese Abweichungen betreffen vor allem die Anlagenperipherie und sorgen für Einschränkungen bei der Aufstellung der Geräte und der Brennstoffversorgung.
Erdgas können Sie an vielen Orten über Rohrleitungen aus dem öffentlichen Versorgungsnetz beziehen. Neben dem Gasanschluss und den gebäudeinternen Rohren benötigen Sie keine weiteren Einrichtungen zwischen Brennstoffversorgung und der thermischen Verwertung in der Gastherme.
Heizungsbauer finden
Ein Heizungsbauer kann Sie beraten, wenn Sie sich bei der Entscheidung zwischen Gas- und Ölheizung schwer tun.
Ein solches Versorgungsnetz gibt es für Heizöl dagegen nicht. Hier sind Sie auf die Belieferung durch einen Tankwagen angewiesen. Das bedeutet nicht nur, dass Sie regelmäßig auf Lieferantensuche gehen und die Preisentwicklung von Heizöl im Auge behalten müssen, sondern verlangt zudem mehr Anlagentechnik im Haus. Übliche Tankkapazitäten für Einfamilienhäuser bewegen sich zwischen 3.000 und 5.000 Litern. Ihre Lagerstätte können Sie zwar auch unterirdisch außerhalb des Gebäudes anlegen, doch verbreiteter ist die Aufstellung in einem separaten Kellerraum.
Beim Platzbedarf gibt es also einen großen Unterschied zwischen Gas- und Ölheizungen. Kompakte Gasthermen können Sie oft an der Wand aufhängen und damit sogar in Vorratsräumen oder Abstellkammern einen Platz finden.
Deswegen kommen als Etagenheizung nahezu ausschließlich Geräte für den Gasbetrieb zum Einsatz. Der große Vorteil: Die Gasetagenheizung lässt sich verhältnismäßig günstig an die Brennstoffversorgung anschließen und nimmt in der Wohnung kaum Platz in Anspruch. Daneben liegen Wärmeerzeugung und Wärmeverbrauch sehr nah beieinander, was Transportverluste durch lange Rohrleitungen minimiert.
Heizen mit Öl und Gas: Wie zukunftsfähig sind fossile Wärmeerzeuger?
Obwohl sie beide fossile Brennstoffe sind, haben Gas und Öl unterschiedliche ökologische Potenziale. Denn während Besitzern einer Ölheizung meist nur der Standard Heizöl Extraleicht (HEL) zur Verfügung steht, haben Betreiber einer Gasheizung mehr Auswahl. Aus nachwachsender Biomasse erzeugtes Methan ist ebenso vielseitig einsetzbar wie konventionelles Erdgas und lässt sich über dasselbe Netz verteilen. Im Vergleich mit Ölheizungen haben Gasheizungen in Sachen Ökologie auch deswegen die Nase vorn, weil Erdgas sauberer verbrennt als Heizöl und damit die Umwelt weniger mit schädlichem CO2 belastet.
Trotzdem sind beide Brennstoffe im Hinblick auf die Klimakrise und steigende Preise nicht zukunftsfähig. Erneuerbare Energien und emissionsarme Wärmeerzeuger wie die Wärmepumpe sind umweltfreundliche Alternativen zu den fossilen Energieträgern. Die Anschaffung wird daher vom Staat mit Fördermitteln für die Heizung unterstützt und Sie sparen Investitionskosten. Die Wärmepumpe bezieht den Großteil ihrer Energie aus der Umwelt, sodass Ihre Heizkosten sinken. Durch die geringeren Betriebskosten sowie die Fördergelder amortisieren sich die Anschaffungskosten schnell.
Wie zukunftsfähig die Brennstoffe aus finanzieller Sicht sind, zeigt sich, wenn Sie die Einkaufspreise auf die Energiemenge bezogen betrachten. Die Grafik zeigt: Die Preise von den für die zentrale Wärmeerzeugung genutzten Brennstoffen stiegen zuletzt stark an.
Heizöl hat bewegte Jahre hinter sich. Lagen die Kosten für Heizöl zwischen 2014 und 2018 sowie 2020 teilweise deutlich unter dem Gaspreis, liegen sie 2022 fast gleichauf. Langfristig sehen Experten bei den Kosten beider Brennstoffe einen Trend nach oben. Insbesondere die Energieträgerkosten für Ölheizungen sind in Zukunft nicht nur stark von der Preispolitik der Förderländer, sondern auch vom Bestellzeitpunkt abhängig.
Entwicklung Gaspreise: Steigen die Kosten?
Kosten gesamtheitlich bewerten
Bei der finanziellen Bewertung kommt die Eigenheit der Ölheizung besonders zum Tragen: Etwas Spaß am Spekulieren vorausgesetzt, können Sie Ihren Vorrat dann auffüllen, wenn die Preise fallen. Wollen Sie dieses Einsparpotenzial nutzen, müssen Sie natürlich entsprechend Zeit investieren, um sich die niedrigsten Ölpreise zu sichern. Es besteht zudem die Gefahr, dass Ihre Tanks nicht rechtzeitig zur kalten Jahreszeit aufgefüllt sind, wenn Sie ständig auf billigere Preise warten.
Grundsätzlich gilt: Je höher der Gesamtenergiebedarf Ihres Gebäudes, desto stärker fallen die Kosten für die Brennstoffe ins Gewicht. Bei den derzeitigen Preisverhältnissen und der unsicheren Entwicklung lohnt sich die Investition in erneuerbare Energien mehr als je zuvor. Informieren Sie sich vor der Entscheidung für eine neue Heizung unbedingt über aktuelle Fördermöglichkeiten.
Kosten bei Gas- versus Ölheizung
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Liegen im Einfamilienhaus die Anschaffungskosten für einen Gas-Brennwertkessel (inklusive Montage und Trinkwarmwasserspeicher) bei 7.500 bis 11.000 Euro, sollten Sie bei einer Ölheizung etwa 11.000 bis 16.000 Euro kalkulieren.
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Besteht noch kein Gasanschluss, müssen Sie entfernungsabhängig mit Erschließungskosten rechnen.
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Auch nicht zu vernachlässigen: Denken Sie an die monatliche Grundgebühr für den Gasanschluss bei Ihrem Versorger.
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In der Wartung sind Gasheizungen dagegen günstiger.
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Denn wegen der saubereren Verbrennung von Gas bilden sich weniger effizienzhemmende Ablagerungen im Wärmeerzeuger.
So oder so: Bei der Wartung der Heizung sollten Sie nie sparen, damit sich Ihre Investition auch dauerhaft lohnt.
Gas- oder Ölheizung: Ein Vergleich
Die Frage, ob eine Gas- oder Ölheizung im Vergleich mehr Vorteile mit sich bringt, lässt sich nicht ganz einfach beantworten. Sie hängt neben der Entwicklung der Brennstoffpreise auch von den örtlichen Gegebenheiten und den persönlichen Präferenzen ab.
Nur ein Beispiel: Während dem einen ein gut gefüllter Heizöltank ein Gefühl von Sicherheit gibt, fürchten die anderen den, zumindest nach dem Tanken, kaum vermeidbaren Ölgeruch im Heizungskeller. In Summe überwiegen allerdings die Vorteile der Gasheizung.
Vorteile der Gasheizung | Vorteile der Ölheizung |
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besonders platzsparend durch kompakte Bauform und Verzicht auf Brennstofflagerstätte (außer bei Flüssiggastank)
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lokaler Brennstoffvorrat kann Versorgungsengpässe überbrücken
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keine Nachbestellung und Vorfinanzierung des Brennstoffes erforderlich
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Einsparpotenzial bei geschickter Nutzung der ausgeprägten Preisschwankungen
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geringere Kosten für die Wartung
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etwas umweltverträglicher durch geringere Schadstoffemissionen
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kein Ölgeruch im Haus
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niedrigere Anschaffungskosten
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Sie können frei planen, weil Sie Ihren Neubau erstmalig mit einer Zentralheizung ausstatten? Dann sollten Sie sich für erneuerbare Energien entscheiden. So profitieren Sie von den staatlichen Förderprogrammen und geringen Betriebskosten, sind unabhängig von der Preisentwicklung fossiler Brennstoffe und schonen die Umwelt. t. Nebenbei bemerkt: Wärmepumpen sind im Neubau mittlerweile die beliebteste Heizvariante.
Auch im Bestand ist die Wärmepumpe in den meisten Fällen eine sinnvolle und effiziente Option, wenn Sie eine Heizungssanierung planen.
Entsorgung Ihres Heizöltanks: So werden Sie ihn los
Egal, wie Ihre persönliche Meinung zu Gas- oder Ölheizungen lautet, in beiden Fällen raten wir Ihnen: Werfen Sie einen Blick auf die Potenziale von Wärmepumpen oder Solarthermieanlagen.
2, 3 BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.: „Wie heizt Deutschland?“ (2019)