Flüssiggasheizung: Funktionsweise, Voraussetzungen, Kosten
Die Flüssiggasheizung spielt ihre Vorteile dort aus, wo keine Erdgas-Leitungen vorhanden sind. Mit dem alternativen Flüssiggas werden Gebäude unabhängig von der öffentlichen Leitungsversorgung zuverlässig, sicher und effizient beheizt. Erfahren Sie in unserem Beitrag alles über den Aufbau und die Funktion einer Flüssiggasheizung. Wir zeigen Ihnen die Vorteile auf und erklären, wann sich die Anschaffung dieser Gasheizung anbietet. Zudem beleuchten wir die Hybridformen der Flüssiggasheizung und erläutern die Kosten dieser Heiztechnologie.
Inhaltsverzeichnis
- Flüssiggasheizungen bisher wenig vertreten
- Für wen eignet sich eine Flüssiggasheizung besonders?
- Aufbau und Funktion einer Flüssiggasheizung
- Die Komponenten einer Flüssiggasheizung
- Voraussetzungen und Vor- und Nachteile
- Flüssiggasheizung mit anderen Heizungsformen kombinieren
- Kosten für eine Flüssiggasheizung
- Alternative zu Heizöl
Flüssiggasheizungen bisher wenig vertreten
Die Flüssiggasheizung ist in Deutschland nicht weit verbreitet: Laut der BDEW-Studie „Wie heizt Deutschland 2019?“ werden etwa 10,8% der Wohnungen hierzulande mit einem nicht leitungsgebundenen Energieträger wie Flüssiggas, Holz/Pellets oder Kohle beheizt.1
Für wen eignet sich eine Flüssiggasheizung besonders?
Eine Flüssiggasheizung muss übrigens nicht zwingend ein spezielles Gerät sein. Es gibt Heizungen, die flexibel sowohl Erdgas als auch Flüssiggas verwerten können.
Die Flüssiggasheizung bietet sich für Haushalte an,
- die nicht an das Erdgasnetz angeschlossen sind
- oder bei denen der Zugang zum Erdgasnetz unwirtschaftlich wäre (Distanz zum Netz größer als 500 Meter).
Bei Gebäuden mit einem direkten Anschluss an das Erdgasnetz ist der Einsatz einer Flüssiggasheizung in der Regel nicht wirtschaftlich. Zu den genauen Kosten lesen Sie mehr weiter unten.
Heizungsbauer finden
Ein Heizungsbauer kann Sie am besten beraten, ob eine Flüssiggasheizung für Sie die beste Option ist.
Die Investition in eine Flüssiggasheizung bietet sich auch für Gebäude an, in denen aktuell eine Ölheizung im Einsatz ist. Ölheizungen stehen aufgrund ihrer fragwürdigen Umweltbilanz in der Kritik – die Beheizung mit Flüssiggas ist hier etwas umweltfreundlicher, effizienter und kostengünstiger. Doch die Flüssiggasheizung ist immer noch ein Energieträger mit fossilem Brennstoff, was ihn im Gegensatz zur Wärmepumpe nicht zu einem zukunftsfähigen System macht.
Ein anderer Grund für den Umstieg von Heizöl auf Flüssiggas ist die geringere Wassergefährdung des Energieträgers. In Wasserschutz- und Hochwassergebieten ist diese Form der Gasheizung eine gute Wahl, da sie anders als Heizöl keine Gefahr für die Umwelt darstellt.
Eine Heizung basierend auf Flüssiggas ist also besonders im Bestandsbau relevant. Wie steht es um den Neubau?
Eignet sich die Flüssiggasheizung für den Neubau?
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Für Neubauten gibt es heute verschiedene umweltfreundliche und effiziente Heiztechnologien, allen voran die Wärmepumpe.
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Die Wärmepumpe können Sie ebenfalls unabhängig vom Anschluss an das Erdgasnetz nutzen – und sie wird in der Regel vom Staat finanziell gefördert.
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Vor allem aus Sicht der Umweltfreundlichkeit ist die Wärmepumpe daher eine bessere Option für den Neubau als die Flüssiggasheizung.
Ist Flüssiggas gefährlich?
- Die Flüssiggasheizung ist grundsätzlich nicht gefährlicher als andere Heizsysteme.
- Bei fachgerechtem Betrieb und einer regelmäßigen Wartung der Komponenten dieser Gasheizung besteht kein Risiko für die Bewohner.
- Das für den Betrieb der Heizung erforderliche Flüssiggas wird außerhalb des Gebäudes in ausreichendem Sicherheitsabstand in speziellen Tanks gelagert.
- Diese Tanks werden von Fachfirmen regelmäßig begutachtet und auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft.
Aufbau und Funktion einer Flüssiggasheizung
Das Funktionsprinzip der Flüssiggasheizung unterscheidet sich nicht grundlegend von dem einer herkömmlichen Gasheizung beziehungsweise Brennwerttherme. Der wesentliche Unterschied liegt im Energieträger: Bei einer Flüssiggasheizung wird er in flüssiger Form gelagert und der Heizung bedarfsgerecht zur Beheizung zugeführt.
Auch die Zusammensetzung des Gases unterscheidet sich von einer herkömmlichen Gasheizung: Während das übliche Erdgas aus dem öffentlichen Leitungsnetz zum Großteil aus Methan (CH4) besteht, handelt es sich bei Flüssiggas meist um ein Gemisch aus Propan und Butan. Flüssiggas wird auch als LPG (Liquefied Petroleum Gas) bezeichnet und ist nicht mit LNG (Liquefied Natural Gas) zu verwechseln.
Die Komponenten einer Flüssiggasheizung
Der Aufbau einer Flüssiggasheizung unterscheidet sich von einer herkömmlichen Erdgasheizung im Wesentlichen durch die Lagerung des Energieträgers. Die wichtigsten Komponenten der Flüssiggasheizung erläutern wir Ihnen im Folgenden.
Brennwertgerät
Genau wie bei einer Erdgas- und Ölheizung sind bei Flüssiggasheizungen Brennwertgeräte Stand der Technik. Brennwertgeräte nutzen bei der Kondensation des Wasserdampfes frei werdende Wärme. Dadurch benötigen sie weniger Brennstoff, um den gleichen Wärmebedarf zu decken. Die Vorteile: Geringere Energiekosten und eine bessere Umweltbilanz als bei Heizwertgeräten.
Flüssiggastank
Der Flüssiggastank dient zur Aufbewahrung des flüssigen Gases. Ein Tankwagen mit Flüssiggas befüllt diesen üblicherweise einmal jährlich – ähnlich wie beim Öltank. Das flüssige Gas wird unter Druck aufbewahrt und dem Brennwertkessel über eine Gasleitung bedarfsgerecht zugeführt.
Der Flüssiggastank ist mit zahlreichen Armaturen und Sicherheitsvorrichtungen ausgestattet. Neben einer Füllstandsanzeige und einem Manometer zur Druckanzeige gehören auch ein Entnahmeventil, ein Sicherheitsventil, ein Druckminderer und ein Tankschloss dazu.
Bei der Positionierung des Behälters haben Sie drei Möglichkeiten:
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Oberirdische Aufstellung
Die oberirdische Aufstellung ist für die Hausbesitzer kostengünstig, schnell erledigt und erfordert lediglich ein stabiles Fundament auf dem Grundstück. Nachteilig ist, dass der Tank sichtbar ist und Sie die Aufstellungsfläche nicht für andere Zwecke nutzen können.
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Unterirdische Positionierung
Wer auf dem eigenen Grundstück keinen wertvollen Platz beanspruchen möchte, kann den Flüssiggastank auch eingraben. Diese Variante ist durch die bauliche Maßnahme etwas teurer, sieht aber besser aus. Lediglich der sogenannte Domdeckel mit dem Tankstutzen und den Sicherheitsarmaturen ist sichtbar.
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Halboberirdische Aufstellung
Die halboberirdische Aufstellung ist nicht weit verbreitet – der Flüssiggastank ist bei dieser Variante sichtbar und kostet Platz. Dennoch sind teure Aushubarbeiten erforderlich.
Gasrohrleitung
Das flüssige Gas wird im Flüssiggastank unter einem Druck von weniger als 10 bar aufbewahrt. An der Entnahmestelle wird der Druck über einen Druckminderer zunächst auf etwa 0,7 bar reduziert und über eine Gasrohrleitung zum Gebäude transportiert. Beim Verlegen dieser Leitung ist wichtig, dass das Rohr genau wie der Gastank von einem Sandbett umgeben ist. Dieses Sandbett ist etwa 10 Zentimeter dick und dient der Sicherheit beim Gastransport.
In einem Abstand von 20 bis 40 Zentimeter über der Gasleitung muss ein Warnband eingebracht werden. Dieses Band warnt bei späteren Aushubarbeiten vor der Gasleitung und stellt sicher, dass das Rohr nicht beschädigt wird.
Hauseinführung und Hausanschluss
Am Gebäude brauchen Sie unter der Erdgleiche eine Hauseinführung. Die Gasleitung wird durch diese Hauseinführung verlegt und mündet in den Hausanschluss. Dieser verfügt über Sicherheitseinrichtungen, wie eine Hauptabsperreinrichtung und einen Gasströmungswächter. Zudem hat der Anschluss einen Gaszähler zur Erfassung der Verbrauchsmenge.
Der Druck des einströmenden Gases wird am Hausanschluss erneut reduziert – der Enddruck beträgt üblicherweise 50 mbar und entspricht dem Eingangsdruck des Brennwertgerätes.
Heizsysteme im Überblick: Heizen mit Gas
Auf dem Markt für Brennwertheizungen gibt es Geräte, die sich sowohl für den Betrieb mit Erdgas als auch mit Flüssiggas eignen. Bei den Brennwertgeräten des Herstellers WOLF zum Beispiel ist aufgrund intelligenter Verbrennungsregelung ein einfacher Wechsel zwischen Erdgas und Flüssiggas möglich. Es ist bei der Installation des Heizsystems sinnvoll, ein Gerät mit flexibler Betriebsweise zu wählen.
Bei Gebäuden mit veralteter Ölheizung kann es sich anbieten, mit dem Umstieg auf eine Flüssiggasheizung auch auf die Brennwerttechnik zu wechseln. Durch sie wird das Heizsystem insgesamt viel effizienter. Möchten Sie allerdings unabhängig von fossilen Brennstoffe sein, lohnt sich der Einbau einer Wärmepumpe.
Voraussetzungen und Vor- und Nachteile
Die wichtigste technische Voraussetzung für den Betrieb einer Flüssiggasheizung ist ausreichend Platz auf dem Grundstück. Der Flüssiggastank muss im angemessenen Abstand zur Hauswand und zu Fenstern stehen. Zudem sind eine Gasrohrleitung und ein Hausanschluss anzubringen.
Der Tank muss für den Schlauch des Tankwagens gut erreichbar sein. Tankwagenschläuche sind meist maximal 25 Meter lang, weshalb Sie bei der Positionierung des Tanks auf die Zugänglichkeit achten sollten.
Vorteile der Flüssiggasheizung
- Sie sind unabhängig vom Anschluss an das öffentliche Erdgasnetz.
- Der Heizwert liegt höher als bei Heizöl.
- Flüssiggas hat einen höheren Energiegehalt als Erdgas.
- Die Verbrennung ist in vielen Erdgasbrennwertgeräten möglich.
- Der Energieträger kann komplett regenerativ hergestellt werden.
- Flüssiggasheizungen sind sicher, effizient und zuverlässig.
- Flüssiggas verbrennt sauber, vor allem im Vergleich zur Ölheizung. Es werden nur geringe Mengen an Ruß, Asche, Feinstaub und Stickoxiden emittiert.
- Der Flüssiggastank lässt sich optisch ansprechend und platzsparend im Erdreich unterbringen.
- Im Gegensatz zum Öltank gibt es keine Geruchsbelästigung bei Flüssiggasheizungen.
- Das flüssige Gas kann bevorratet werden, um günstige Marktpreise zu nutzen.
- Der Flüssiggastank ist nicht wassergefährdend.
- Flüssiggas kann im Gegensatz zu Heizöl auch mit einem Gasherd verwendet werden.
Nachteile der Flüssiggasheizung
- Sie brauchen ausreichend Platz.
- Der Tank ist gegebenenfalls sichtbar und kann die Optik stören.
- Der Tank muss regelmäßig durch ausgebildetes Fachpersonal auf seine Funktionstüchtigkeit geprüft werden.
- Flüssiggas ist in den meisten Fällen ein fossiler Brennstoff. Es gehört daher zu den endlichen Ressourcen und ist weniger umweltfreundlich als eine Wärmepumpe zum Beispiel.
- Im Vergleich ist Flüssiggas teurer als Erdgas.
Flüssiggasheizung mit anderen Heizungsformen kombinieren
Flüssiggasheizungen lassen sich mit anderen Heiztechnologien auf Basis erneuerbarer Energien kombinieren. In diesem Fall ist von einer Flüssiggas-Hybridheizung die Rede.
Bei der Kombination mit einer Flüssiggasheizung können Sie beispielsweise eine Solarthermieanlage oder Holzheizung nutzen. Die Gasheizung kommt nur zum Einsatz, wenn Sie kurzzeitig ein Extra an Wärmeenergie benötigen.
Eine Kombination mit der Wärmepumpe ist in der Regel nicht notwendig, da die Wärmepumpe auch ohne Unterstützung ganzjährig und effizient heizt.
Kosten für eine Flüssiggasheizung
Wie wirtschaftlich eine Flüssiggasheizung arbeitet, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Wärmebedarf des Gebäudes, der Aufstellungsart des Tanks und der aktuellen Gaspreisentwicklung auf dem Energiemarkt ab. Für eine erste Einschätzung können Sie sich aber an den folgenden Richtwerten orientieren:
Aktion
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Einmalige Kosten
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Anschaffung Flüssiggasheizung
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3.000 - 6.000 Euro
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Anschaffung und Einbau des Flüssiggastanks
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1.500 - 2.100 Euro
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Anschluss und Lieferung
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400 - 500 Euro
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Kostenfaktor
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Jährliche Kosten
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Jährliche Wartung
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150 - 250 Euro
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Kosten für den Schornsteinfeger
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100 - 150 Euro
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Hilfsstrom
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30 - 50 Euro
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Gasverbrauch
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1.100 - 1.500 Euro
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Zusätzlich zu diesen Positionen sollten Sie die Kosten für die regelmäßigen Sicherheitsprüfungen berücksichtigen. Alle zwei Jahre findet eine äußere Behälterprüfung statt und alle zehn Jahre ist eine innere Behälterprüfung erforderlich.
Aus wirtschaftlicher Sicht ist eine Flüssiggasheizung durch die Kontrollen und den Tank häufig etwas teurer als eine herkömmliche Erdgasheizung. Für Verbraucher ohne Erdgasanschluss ist die Flüssiggasheizung aber eine Alternative.
Alternative zu Heizöl
Flüssiggas ist als Energieträger eine sinnvolle Alternative zu Heizöl. Zu den Pluspunkten einer Flüssiggasheizung gehören der hohe Energiegehalt, die schadstoffarme Verbrennung und die Unabhängigkeit vom Anschluss an ein Erdgasnetz.
Aus ökologischen Gründen werden immer mehr alte Ölheizungen ausgetauscht und ersetzt. Da sich Flüssiggas auch regenerativ erzeugen lässt, ist ein relativ umweltfreundlicher Betrieb möglich. Noch besser ist allerdings die Wärmepumpe, da dieses Heizsystem komplett auf fossile Brennstoffe verzichtet.
1 BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.: Wie heizt Deutschland 2019?