Die energetische Sanierung im Altbau
Der Heizungstausch ist eine sehr gute Methode, um Heizkosten zu sparen und die Umwelt zu schonen. Aber auch eine bessere Dämmung und neue Fenster machen bei der energetischen Sanierung eines Altbaus meist Sinn. Alle Maßnahmen erfordern zwar vorerst eine größere Investition – lohnen sich finanziell aber schneller als so manch einer denkt. Lesen Sie hier alles zu Ihren Möglichkeiten, welche Kosten Sie jeweils erwarten und welches Einsparpotenzial dahinter steckt.
Inhaltsverzeichnis
Politische Diskussionen rund um das Thema Energieeffizienz und Gebäude
Die Politik strebt an, bis zum Jahr 2050 den gesamten Gebäudebestand klimaneutral zu gestalten – ein ambitioniertes Ziel angesichts der rund 18 Millionen Wohngebäude und rund 1,5 Millionen Nichtwohngebäude.
Während Neubauten durch strenge technische Bauvorschriften heute bereits sehr energieeffizient gebaut werden müssen und es sogar eine Pflicht zur Nutzung regenerativer Energiequellen gibt, basieren Altbauten häufig noch auf jahrzehntealten Bautechniken.
Vor allem Häuser, die vor der ersten Wärmeschutzverordnung aus dem Jahr 1979 errichtet wurden, sind unzureichend gedämmt. Die Folge: Diese Altbauten verlieren vor allem im Winter jede Menge Wärme und benötigen im Vergleich zu Neubauten ein Vielfaches an Brennstoff zur Beheizung.
Hintergrundwissen
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Die Diskussion um energetische Sanierungen im Altbau wird in erster Linie von umweltpolitischen Überlegungen getrieben.
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Wohngebäude haben einen Anteil von 23%1 an den gesamten CO2-Emissionen in Deutschland und bieten daher ein großes Potenzial zur Reduzierung der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen.
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Aus Verbrauchersicht ist die energetische Sanierung des Altbaus jedoch in erster Linie eine Kostenfrage.
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Im Rahmen von Förderprogrammen versucht der Gesetzgeber, gezielt Anreize für energetische Sanierungen im Altbau zu setzen und Investitionen zu fördern.
Energetische Sanierung im Altbau: Technische Möglichkeiten
Das Spektrum an energetischen Sanierungsmaßnahmen ist vielfältig und reicht von der Dämmung der Gebäudehülle über den Einbau moderner Fenster und Türen bis zum Austausch einer neuen Heizung oder der Integration einer Solaranlage in die Gebäudetechnik. Um Ihnen einen Überblick über die vielversprechendsten Modernisierungsmethoden zur energetischen Sanierung im Altbau zu geben, beschreiben wir im Folgenden einige im Detail.
Hausbesitzer sollten generell beachten, dass sie die verschiedenen Maßnahmen nicht separat durchführen, sondern möglichst aufeinander abstimmen. Jedes Haus hat seine eigene Charakteristik, einen eigenen spezifischen Wärmebedarf und eigene bautechnische Besonderheiten. Deswegen ist die Entwicklung eines durchdachten Modernisierungsplans in jedem Fall empfehlenswert.
Die Dämmung des Gebäudes
Die effiziente Nutzung unserer Ressourcen ist für die Zukunft von enormer Bedeutung. Durch die Dämmung der gesamten Gebäudehülle vom Keller bis zum Dach gelingt es, den Wärmeübergangskoeffizienten signifikant zu reduzieren. Die erzeugte Wärme bleibt länger erhalten und Sie reduzieren den Verbrauch von Ressourcen deutlich.
Möglichkeiten der Wärmedämmung
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Bei der Dämmung des Gebäudes zum Zweck der energetischen Sanierung geht es darum, die Wärmedurchlässigkeit der Außenwände durch spezielle Dämmmaterialien möglichst gering zu halten.
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Dabei ist je nach bautechnischen Möglichkeiten zwischen den drei Optionen der Innendämmung, der Außendämmung und der Kerndämmung zu unterscheiden.
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Während die Dämmstoffe bei der Außendämmung im Aufbau der Außenwand eingebracht werden, kommt die Innendämmung vor allem bei der Dachdämmung oder bei der Dämmung von Geschossdecken zum Einsatz.
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Die Kerndämmung bezeichnet schließlich Dämmplatten zwischen den Schalen des Mauerwerks.
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Diese letzte Option kommt nur infrage, wenn das Mauerwerk mehrschalig ist.
Die Kosten hängen in hohem Maße von der baulichen Substanz im Gebäude, der bautechnischen Ausführung, den verwendeten Baustoffen und den individuellen Gegebenheiten ab. Die folgenden Preise können Sie aber als Richtwerte für eine erste Kalkulation dieser energetischen Sanierungsmaßnahme verwenden:
Kosten für Wärmedämmung
Art der Dämmung
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Kosten
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Außendämmung mit Vorhangfassade
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150 – 250 Euro pro Quadratmeter
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Außendämmung mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS)
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100 – 150 Euro pro Quadratmeter
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Innendämmung der Fassade
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50 – 100 Euro pro Quadratmeter
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Kerndämmung der Fassade
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15 – 30 Euro pro Quadratmeter |
Auch bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit sind die individuellen Umstände jedes Gebäudes zu berücksichtigen. Faktoren wie die Entwicklung der Energiepreise haben einen entscheidenden Einfluss auf die Amortisationszeit. In der Regel rechnet sich die Dämmung der Fassade aber nach zirka 10 Jahren und eine Dachdämmung nach zirka 16 Jahren.
Ob die energetische Sanierungsmaßnahme für Ihr Haus wirtschaftlich rentabel ist, hängt in hohem Maße von Baujahr und Dämmstandard ab. Vorallem bei Bestandsgebäuden, die vor dem Inkrafttreten der Wärmeschutzverordnung 1979 gebaut wurden, ist eine nachträgliche Dämmung der Gebäudehülle jedoch in der Regel empfehlenswert.
Der Austausch der Fenster
Um die Wärmeverluste in der gesamten Gebäudehülle zu reduzieren, ist neben der Dämmung der Fassade und des Dachs häufig auch der Austausch der Fenster wichtig. Das Gebäudeenergiegesetzes (GEG), ehemals Energieeinsparverordnung (EnEV), legt den maximalen Wärmedurchgangskoeffizient moderner Fenster fest.
Dreifach ausgeführte Wärmeschutzverglasungen erfüllen die Anforderung in aller Regel und sorgen dafür, dass bis zu 80% weniger Wärme durch die Fenster verloren geht. Der Einbau dreifach verglaster Fenster bietet sich vor allem in Kombination mit einer Fassadendämmung an.
Die Kosten für den Fensteraustausch hängen von dem gewählten Rahmenmaterial und der Fensterfläche ab. Zur Orientierung können Sie sich nach diesen Beispielwerten des Bayerischen Landesamts für Umwelt richten. Sie beziehen sich jeweils auf ein komplettes, dreifach verglastes Wärmedämmfenster mit einer Fläche von 1,3 x 1,3 m:
Kosten für neue Fenster
Fenstertyp
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Kosten
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Fenster mit Kunststoff-Rahmen
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zirka 500 Euro
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Fenster mit Holz-Aluminium-Rahmen
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zirka 680 Euro
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Fenster mit Aluminium-Rahmen
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zirka 780 Euro
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Darüber hinaus ist zu beachten, dass weitere Kosten für den Einbau und die Abdichtung der neuen Fenster anfallen. In der Regel liegt der Anteil für die Montagekosten bei rund 30 bis 40% der Gesamtkosten und darf daher nicht vernachlässigt werden.
Bei der Beauftragung eines Fachunternehmens für den Fenstereinbau sollten Sie darauf achten, dass der Fachbetrieb nach den RAL-Gütekriterien zertifiziert ist und entsprechend nach dem RAL-Leitfaden arbeitet.
Die Amortisation dieser energetischen Sanierungsmaßnahme im Altbau liegt je nach Fenstertyp und Gebäudedämmung bei rund 8 bis 15 Jahren. Sie können damit rechnen, etwa 10 bis 20% an Heizkosten einzusparen.
Die Sanierung der Heizungsanlage
Die Sanierung der Heizungsanlage ist im Vergleich zur Fassadendämmung weniger aufwändig und verspricht in vielen Fällen eine erhebliche Reduktion der Brennstoffkosten. Alte Heizungsanlagen arbeiten häufig noch mit einem Heizkessel, der die bei der Verbrennung entstehenden heißen Abgase an die Umgebung abgibt und dadurch viel Energie verliert.
Durch die Investition in ein modernes, nachhaltiges Heizsystem gelingt es Ihnen, fossile Ressourcen zu schonen und Brennstoffkosten zu senken. Gleichzeitig leisten Sie einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz.
Kosten und Amortisierung einer neuen Heizung
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Die Kosten für ein nachhaltiges Heizsystem hängen von der Art der Heizung, dem Installationsaufwand und weiteren Faktoren ab.
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Bei einer Wärmepumpe können Sie beispielsweise mit Kosten von 20.000 bis 50.000 Euro inklusive der Kosten für den Einbau rechnen.
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Eine Pelletheizung liegt bei 25.000 bis 40.000 Euro ohne Vorratslager.
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Die Investition in ein neues Heizsystem rentiert sich je nach Sanierungsstand des Gebäudes und der Entwicklung der Energiekosten bereits nach wenigen Jahren.
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Auch im Altbau lohnt sich in aller Regel eine umweltfreundliche, effiziente Wärmepumpe als Wärmeerzeuger. Lesen Sie hier mehr zur Wärmepumpe im Altbau.
Neben der Heizung können Sie im Rahmen der Sanierungsmaßnahme auch weitere Verbraucher unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls durch effizientere Fabrikate ersetzen. Heizungspumpen werden in Altbauten beispielsweise noch häufig als ungeregelte Dauerläufer betrieben, was viel Strom benötigt. Durch die Investition in eine moderne, drehzahlgeregelte Heizungspumpe können Sie den Stromverbrauch nachhaltig senken und Geld sparen.
Die Investition in eine Solarthermieanlage
Die Investition in eine Anlage zur Nutzung der Solarthermie ist streng genommen keine Sanierungsmaßnahme, bietet aber ebenfalls ein attraktives Potenzial zur Reduzierung der Energiekosten und der CO2-Emissionen.
Eine Solarthermieanlage basiert auf der Nutzung von solarer Strahlung in Solarkollektoren, die auf dem Dach des Gebäudes angebracht und von Wasser durchflossen werden. An sonnigen Tagen erhitzt die Strahlung das durchfließende Wasser, das dann anschließend in der Heizungsanlage zur Beheizung des Gebäudes oder sogar als Brauchwarmwasser verwendet werden kann. Um möglichst viel Sonnenenergie nutzbar zu machen, empfiehlt sich gleichzeitig die Investition in einen Speicher.
Die Investition in eine Solarthermieanlage zur Heizungsunterstützung schlägt bei einem Flachkollektor mit 15m² Fläche für einen typischen Vier-Personen-Haushalt mit zirka 7.500 bis 8.500 Euro zu Buche. Diese teilen sich wie folgt auf die einzelnen Komponenten auf:
Kosten für Solarthermieanlage
Bestandteile der Anlage
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Kosten
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Flachkollektor 15 Quadratmeter
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3.500 bis 4.500 Euro
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Kombispeicher mit 1.000 l Volumen
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2.000 Euro
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Installation (Rohre, Pumpe, Montage)
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2.000 Euro
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Je nach Standort und Dämmstandard des Gebäudes können Sie mit so einer Solarthermieanlage jährlich 550 bis 750 Euro an Heizkosten sparen. Dadurch ergibt sich ein ungefährer Amortisationszeitraum von 14,5 Jahren.
Was ist Pflicht bei energetischer Altbausanierung?
Besitzer von besonders alten oder schlecht gedämmten Bestandsbauten müssen gemäß GEG bestimmte Maßnahmen durchführen. Verstöße gegen diese Regel werden mit hohen Bußgeldern geahndet.
Da sich die Vorschriften immer wieder ändern, erklären wir in unserem Artikel "Energetische Sanierung Pflicht“ alles im Detail.
Vor- und Nachteile einer Sanierung
Die energetische Sanierung im Altbau hat nicht nur Vorteile, sondern ist auch mit gewissen Nachteilen und Risiken behaftet. Im Folgenden stellen wir Vor- und Nachteile gegenüber:
Pro
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Reduzierung der Energiekosten – Amortisation der Investition nach wenigen Jahren
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Reduzierung der CO2-Emissionen
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Wertsteigerung der Immobilie
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Verbesserung des Raumklimas
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Gegebenenfalls können Förderprogramme genutzt werden
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Mehr Unabhängigkeit von der Preisentwicklung fossiler Brennstoffe
Contra
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Hohe Investitionskosten
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Technisch komplexe Maßnahmen bergen das Risiko einer fehlerhaften Ausführung
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Zeitweise Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Baustelle
Trotz der Nachteile rentiert sich eine energetische Altbausanierung in den meisten Fällen. Fördermittel-Spezialist Martin Kutschka berichtet im Interview mit dein-heizungsbauer.de, welches Einsparpotential er bei der Sanierung seines eigenen Hauses nutzen konnte: „Ich habe einen Altbau, Baujahr 1955, in ein KfW 70 Haus verwandelt. Der Erdgasverbrauch sank von 55.000 kWh auf 18.000 kWh, was einer Reduktion von nahezu zwei Dritteln entspricht.“
Förderprogramme zur energetischen Sanierung im Altbau
Um Anreize für eine Investition in die energetische Altbausanierung zu setzen, ruft der Staat attraktive Förderprogramme ins Leben, die bestimmte Modernisierungsmaßnahmen mit Zuschüssen oder zinsgünstigen Krediten unterstützen. Je nach Regierung und politischer Lage passt der Bund die Förderbedingungen immer wieder an. In unserem Artikel “Fördermittel für die Heizung” finden Sie alle aktuellen Details.
Sanierungsmaßnahmen im Altbau: Ein Fazit
Von der Dämmung der Gebäudehülle über den Austausch der Fenster bis hin zur Erneuerung der Heizungsanlage: Die Sanierung eines Altbaus ist aufwendig und kann bei umfassenden Maßnahmen kostspielig sein. Auf lange Sicht lohnt sich diese Investition allerdings nicht nur für die Umwelt, sondern auch finanziell für die Hausbesitzer.
In jedem Fall empfehlen wir Ihnen, einen Energieexperten hinzuzuziehen, der sich Ihr Gebäude mit den individuellen Bedingungen ansieht und Ihnen konkrete Maßnahmen vorschlägt.
1 Statista: Anteil der CO2-Emissionen durch Gebäude im Jahr 2010